Im gegenseitigen Einverständnis erschufen sie sich. Anfangs ohne es bemerkt zu haben. Letztendlich ohne anders gekonnt zu haben. Zwei Pole, die gegenseitig Abstand hielten. Gleichmächtig. Gleichgewichtig. Ein Ausschlag in eine Richtung wurde unverzüglich korrigiert. Ein Aufschaukeln der Macht. Unaufhaltsam. Ein Zurück gab es nicht. Unsicherheit machte sich breit. Niemand hatte es so gewollt. Es war schlicht so gekommen. Naiv ausgedrückt, könnte man „es war einfach passiert“ sagen. Im Nachhinein kann man getrost behaupten, es wäre vorhersehbar gewesen. Wenn sich jemand denn Mühe gegeben hätte. Oder es gewollt hätte. Aber Blindheit kann auch vorübergehend sein. Und gewollt.
April 2008 ... link
Im gegenseitigen Einverständnis erschufen sie sich.
Zeichnete die eine Hand die andere.
Zeichneten sie verblasste Linien nach,
verwarfen andere und fügten neue hinzu.
Die eine sah was die andere tat
und erwiderte, erwiderte, erwiderte…
Der Beginn war längst vergessen,
nur durch seine sinnvolle Eingliederung
in Vorher und Nachher als gegeben gesetzt,
allerdings ohne Erinnerung.
Sie gaben sich Attribute,
wählten Farben im Inneren und Äußeren.
Sie erzeugten Laute in ihrer Gemeinsamkeit,
erst schleifend dann unbegrenzt im Hall.
–„Ich liebe dich!“
–„Ich werde ich durch dich!“
–„Meine Form durch dich gegeben bestimmt meine Entscheidung zu Dir.“
–„Ich löse mich auf, entstehe in Dir neu.“
–„Du bist ich.“
–„Ich bin du.“
–„Wir sind andere, der andere im anderen.“
–„Der Erwiderung des Gleichen.“
Sie sprachen im Gleichtakt,
sprachen lauschend,
fein aufbauend,
bedacht und mit Vorsicht.
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Da ist aber jemand schnell. Einen Eintrag zum neuen Anfangssatz, der da lautet:
Im gegenseitigen Einverständnis erschufen sie sich.
gibt es schon. Dabei wurde ja noch nicht mal der eine erste Platz bzw. die Person dahinter ausgiebig gewürdigt. Hier an dieser Stelle deshalb nochmal herzlichen Glückwunsch AiHua!
Sobald die andere Hälfte des Siegerduos sich zu Wort meldet wird auch der zweite Anfangssatz nachgereicht.
Und somit ist auch geklärt, wer außerdem den ersten Platz belegt hat. Es ist toxea. Glückwunsch! Und der zweite Satz, mit dem eine Geschichte im April beginnen kann ist:
Sie zog langsam einen Handschuh aus, während...
Maerz 2008 ... link
Im gegenseitigen Einverständnis erschufen sie sich eine Parallelwelt, in der weder Zeit noch Ort eine Rolle spielten und sie alles sein und haben durften, was ihnen nur gerade einfiel. Oft stellten sie sich vor, einer von beiden könnte sich einfach so ins Auto setzen und trotz der vielen trennenden Kilometer in einer Viertelstunde beim anderen sein, sich auf dessen Schoß setzen, sein Gesicht in die Hände nehmen, seine Stirn küssen und so alle Last des Tages, allen Schmerz, alle Schwere von ihm nehmen. Sie beschworen gemeinsam Bilder herauf, deren perfekte Schönheit ihnen beiden gleichermaßen weh und gut tat und an denen sie sich entlang hangelten wie zwei im Wald verloren gegangene Kinder an einer Brotkrumenspur.
Dann holte sie die wahrhaftige Bitterkeit der Realität ein und jedes der irgendwann einmal gemalten Bilder wurde zu einem Haken, der sich tief ins wunde Fleisch schnitt. Alle die kleinen Geschichten, die sie allein oder zusammen ersonnen hatten, zerschellten an dem, was sie beide lebten, wie sie beide lebten, in jener Welt, in der sie waren, was sie waren und wie sie waren und der verzweifelte Versuch, ihrer Traumwelt eine neue Basis, eine wahrhafte Substanz zu verschaffen, in dem sie sich trafen, Zeit miteinander verbrachten, sich in wilder, zügelloser Leidenschaft liebten, beschleunigte den Zerfall und vergrößerte die Distanz zwischen Sein und Schein in einem Maße, wie sie sich niemals hatten vorstellen können.
Verzweifelt umklammerten sie die Trümmer ihres Luftschlosses. Es kann so nicht enden! Es darf so nicht enden! Es war doch so schön! So ... perfekt...
Sie waren zu feige, herauszufinden, wieviel sich von allen ihren Traumbildern ins echte Leben retten lassen würde und sie waren zu feige, mit einem Peitschenhieb alles Verbindende zwischen sich zu zerschlagen. Sie waren zu feige, sich aneinander auszuprobieren und zu feige, sich loszulassen, denn beides hätte mehr, viel mehr gebraucht, als nur das Färben bunter Bilder und das Flüstern zärtlicher Worte – beides hätte Kraft und Mut und Wahrheiten gefordert. Einsatz. Echten Einsatz und nicht nur dessen Vortäuschung in Pastelltönen.
Sie malten keine Bilder mehr. Träumten nicht mehr. Sie wussten voneinander und litten aneinander. Wie die Katzen schleckten sie die Puddingreste von den Tellerrändern und trauerten dem nach, was sie hatten, von dem sie gerne glauben würden, es gehabt zu haben. In Wahrheit hatten sie nur tausende von „was wäre wenn“. In Wahrheit haben sie nur tausende von „was wäre wenn“. In Wahrheit werden sie niemals mehr haben als tausende von „was wäre wenn“.
April 2008 ... link
Sowohl der Besuch wie auch Kunstverstand bekamen jeweils drei Stimmen. Man ist ja flexibel, deshalb gibt es diesmal eben zwei Sieger und für den April folglich zwei erste Sätze. Mögen sich die Damen und/oder Herren zu Erkennen geben und uns ihre Worte zuflüstern. Schon jetzt eine herzliche Gratulation meinerseits.
Maerz 2008 ... link