Dienstag, 1. April 2008


And the winner is...

Da ist aber jemand schnell. Einen Eintrag zum neuen Anfangssatz, der da lautet:

Im gegenseitigen Einverständnis erschufen sie sich.

gibt es schon. Dabei wurde ja noch nicht mal der eine erste Platz bzw. die Person dahinter ausgiebig gewürdigt. Hier an dieser Stelle deshalb nochmal herzlichen Glückwunsch AiHua!

Sobald die andere Hälfte des Siegerduos sich zu Wort meldet wird auch der zweite Anfangssatz nachgereicht.

Und somit ist auch geklärt, wer außerdem den ersten Platz belegt hat. Es ist toxea. Glückwunsch! Und der zweite Satz, mit dem eine Geschichte im April beginnen kann ist:

Sie zog langsam einen Handschuh aus, während...

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Unentschieden

Sowohl der Besuch wie auch Kunstverstand bekamen jeweils drei Stimmen. Man ist ja flexibel, deshalb gibt es diesmal eben zwei Sieger und für den April folglich zwei erste Sätze. Mögen sich die Damen und/oder Herren zu Erkennen geben und uns ihre Worte zuflüstern. Schon jetzt eine herzliche Gratulation meinerseits.

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Donnerstag, 27. März 2008


Die Vertretung der Vertretung

...meldet sich hiermit zu Wort und läutet das Voting für den März des Jahres 2008 ein. Auf fünf Beiträge sind wir diesmal gekommen, was nicht schlecht ist, wie ich finde. Schon jetzt ein Danke Schön an die Autoren.

Nun geht es zur Abstimmung. Bis zum 31. März, 21 Uhr haben Sie Zeit für Ihren Favoriten zu stimmen:

Die Beiträge im März:

 
33.33% (3 Stimmen)
Der Besuch

0% (0 Stimmen)
Keine Kunst.

 
11.11% (1 Stimme)
{META}

 
33.33% (3 Stimmen)
Kunstverstand

 
22.22% (2 Stimmen)
Kunstrezension

Insgesamt: 100% (9 Stimmen)

Angelegt von referral am 2008.03.27, 23:10.
Diese Abstimmung wurde am 2008.04.01, 09:07 beendet.


Viel Spaß!

Nachtrag: Ein eindeutiges Unentschieden. Was nun?

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Mittwoch, 26. März 2008


Der Besuch

„Und das soll Kunst sein“, stieß Claire hervor, während ihre Jeans Grasflecken bekam. Ihre Schwester kitzelte sie weiterhin durch, so dass sie sich winden musste und dabei einige Gänseblümchen wirbelnd den Kopf verloren.
„Los, gib es zu! Sag, du hättest noch nie so etwas Schönes gesehen!“
Die Antwort ging in gurgelndes Lachen unter. Als beide prustend auf den Rücken lagen und in den wolkenbetupften Himmel blickten war der Gegenstand des Streites reichlich derangiert. Eher schief lag der sowieso nur locker gewundene Blumenkranz auf Claires blonden Locken. Die Butter- und Gänseblümchen sahen reichlich zerdrückt aus.
Sommerglück. Nach all den Jahren immer wieder greifbar, wenn die beiden aufeinander trafen. Auf dem anderen Ufer saß eine Picknickgesellschaft zusammen auf karierten Decken und neben ihnen dudelte leise ein Radio.
Immer noch außer Atem sprang sie auf und griff dabei nach dem Fotoapparat. Sie wollte diesen Moment festhalten. Claire hob abwehrend die Hand. „Komm, ich will, dass du auch drauf bist.“
Dann zog Claire sie neben sich, legte den Arm um sie.
„Na gut, dann sieht man aber nicht so viel.“
„Ach was, die Gesichter und dein Kunstwerk. Das muss doch reichen.“
Als die Gruppe drüben anfing betrunken zu sein, packten die beiden ihre Sachen zusammen und nahmen den Bus zum Hauptbahnhof. Sie mussten zum Gleis rennen, damit Claire noch den Zug bekam.
Schon in der Tür stehend, bemerkte Claire erst, dass sie noch immer den Kranz auf ihren Kopf hatte. Sie lachte und ließ ihn einfach weiterhin auf.
„Das nächste Mal werde ich der Künstler sein und du besuchst mich.“
Die andere nickte nur, ihre Worte wären sowieso von den schließenden Türen übertönt worden, die laut piepten.
Auf dem Rückweg dachte sie an das Foto und zog die Kamera hervor und versuchte gegen das Licht auf das Display zu blicken. Zwei Schwestern, blond gelockt, eine mit einem wilden Haarkranz, beide breit lachend.
Beim Anblick musste sie schmunzeln, wenn dieser Tag keine Kunst war, was dann? Ein perfekter, glücklicher Moment.

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Montag, 24. März 2008


Keine Kunst.

„Und das soll Kunst sein?“ Nein, das an der Wand, auf dem Bildschirm, auf der Leinwand oder aus dem Lautsprecher soll jetzt mal keine Kunst sein. Lieber nicht. Es ist nicht bloß schlecht. Es ist nichts. Denn es gnadenlos flach, langweilig, uninspiriert, nichtssagend, unemotional, unsinnlich, technisch mangelhaft, simpel kalkuliert, unfreiwillig komisch, kopiert, abgedroschen, banal oder kommerziell. Vor allem ist es offensichtlich unmetaphysisch und spekuliert darauf, daß der Betrachter die Metaphysik schon hineinlegt. Vernichtend aber ist schließlich das: Das Verfertigende ist ungebildet, kraftlos, unsensibel, wurstig, faul, kleinlich oder feige. Oder alles zusammen.
Aber das interessiert das Verfertigende, den Kunstanspruch Erhebende nicht, denn es glaubt naiv dem alten Nestroy: „Kunst ist, wenn man’s nicht kann, denn wenn man’s kann, ist’s keine Kunst.“

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Sonntag, 23. März 2008


{META}

"Und das soll Kunst sein?" Das ist eine gute Frage. Ich öffne nun eine Klammer und lasse in den Metatext blicken:

{
- Angst...
- Liebe...
- Trauer...
- Geborgenheit...
- Euphorie...
- Melancholie...
- Freude...
- Müdigkeit...
- Aufregung...
- Schmerz...
- Hass...
- Erinnerungen...
}

Bin ich Kunst, nur weil ich Emotionen vermittle (wir erinnern uns: der Metatext...)? Wer diesen Text wählt, hat sich wirklich der Kunst geöffnet und die "Borniertheit" abgelegt. Wer diesen Text wählt, disqualifiziert seinen Geschmack. Wer diesen Text wählt, ist intellektuell. Wer diesen Text wählt, erhält den Heiligenschein der göttlichen Ambivalenz.

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Kunstverstand

„Und das soll Kunst sein?“ Unverständnis und Entrüstung tropften aus der Stimme. Sie zog die Schultern zusammen und wartete auf die Fortsetzung, die von einem Schnauben angekündigt wurde. „Meine vierjährige Nichte malt schönere Bilder.“ Ja, ja, ja, all die begabten Kinder, die so schöne Bilder malten. Schön, Kunst hatte gefälligst schön zu sein. Der Raum war kurz vorm Platzen, all die Borniertheit der sonntäglichen Bürger füllte die Luft mit dem dumpfen Geruch der Arroganz. Sie drehte sich langsam und beiläufig um, warf einen Blick auf den Sprecher, der sich wiederum nach seinem Publikum umsah. Er, der die Rolle des Kritikers übernommen hatte, wollte Beifall hören, Zustimmung bekommen. Die Reaktion der Umstehenden war allerdings verhalten, vielleicht hatten die anderen ein differenzierteres Weltbild. „Also wirklich," hub der Sprecher wieder an,“das hat doch mit Kunst nichts zu tun. Der Maler kann ja noch nicht mal malen. Da stimmt doch gar nichts, die Perspektive ist völlig verzehrt.“

Nun reichte es. Diesem elenden Kleingeist würde sie es zeigen. Sie strafte die Schulter, machte den Rücken gerade und stürzte wutentbrannt auf den Schwammkopf zu. „So so, das ist also keine Kunst. Was ist denn dann Ihrer unmaßgeblichen Meinung nach Kunst.“ Der Mann stutzte, sah sie überrascht an und stotterte ein wenig verblüfft: „Die richtige Kunst eben. Die alten Meister und so.“ „Ah ja, die alten Meister, wieso? Was ist daran Kunst?“ Mittlerweile hatten sich einige der Besucher um sie und ihren Gegner- ja so sah sie ihn, als Gegner - gescharrt und warteten darauf, was nun folgen würde.

„Die konnten wenigstens malen, beherrschten Perspektive und Farbe und konnten etwas.“ „Haben Sie bornierter Stierschädel sich eigentlich mal das Bild richtig angesehen? Haben Sie nur ansatzweise versucht, zu begreifen, was Ihnen das Bild erzählen will?“ Sie zitterte vor Wut. Diese alltägliche Ignoranz und Borniertheit war einfach zu viel. „Wieso? Was erzählt das Bild denn? Ich sehe da nur dunkle Flecken, und in der Mitte eine blau-grünes etwas.“ „Ach, immerhin das haben sie schon erkannt. Und sagt Ihnen das nichts?“ Der Mann sah sie fragend an, schaute sich um. Die anderen Besucher kamen näher, umringten die Streitenden. Sie holte Luft und richtete sich auf, schien zu wachsen. Von oben herab und mit lauter Stimme schrillte sie ihn an: „Sagt Ihnen das nichts? Na, na... ich höre ja gar nichts.“

Der Mann nestelte an seinem blauen Jackett rum, schaute sich suchend um, blickte auf das Bild:“Sieht so aus, als würden die dunklen Flecken die blau-grüne Gestalt umringen. Es sieht bedrohlich aus.“ „Ach ja, sie sehen Bedrohung, vielleicht sogar Angst, aber der Künstler ist unfähig?“ Sie sprühte vor Zorn, es fehlte nur noch, dass ihr Funken aus den Augen sprangen. Der Mann wurde kleiner. Die Besucher fanden Gefallen an der Szene, kamen näher, jeder versuchte einen Blick auf die beiden Kontrahenten zu werfen.

Ihre Wut war zügellos. Der Mann schien sich in sich verkriechen zu wollen, blickte fast schon panisch auf das Bild. „Die dunklen Gestalten sind böse, sie wollen die farbige Gestalt in der Mitte zerstören, sie bedrängen sie. Die grünblaue Gestalt hat Angst, sucht nach einem Ausweg, will weglaufen, ist starr vor Schreck.“ „Na, sieh mal einer an.“ Jedes Wort ein Schlag ins Gesicht. „Das können Sie also sehen? Und was ist mit der Perspektive? Begreifen Sie die jetzt?“ Sie bohrte ihren Blick in seine Augen, liess nicht los. Zwang ihn, den Blick zu halten. Er zitterte: „Das sehe ich nicht, das fühle ich.“ „Sehen Sie, vielleicht ist der Künstler doch nicht so unbegabt.“ Der Mann öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sie schaute in die Runde, gab das Zeichen und die umringenden Besucher traten nach vorn, gingen schrittchenweise auf den Mann zu. Der Kreis wurde enger. Der Mann hatte Panik im Blick.

„Guck mal, Mami, gestern sah das Bild aber anders aus. Da war da noch ein blauer Mensch in der Mitte, heute sieht man nur noch schwarze Gestalten. Guck doch mal!“, rief das Kind einer Frau nach. Sie betrachtete das fragende Gesicht der Mutter und folgte deren Blick auf das Bild. Ja, nur noch dunkle Gestalten. Sie lächelte zufrieden.

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Donnerstag, 20. März 2008


Kunstrezension

„Und das soll Kunst sein?“ steht direkt auf einem sonst weißen Grund. Nichts anderes. Bezieht sich der Künstler mit dieser Frage auf die anderen auszustellenden Werke, oder meint er das eigene? Wahrscheinlich beides. Wobei er sich im ersten Falle in der Tradition von Magritte bewegt und im zweiten Falle die der Kritik als Kunst. Um das zu überprüfen muss man da mal näher ran. Und tatsächlich, da ist mehr zu sehen. Der Künstler der sich plus lumière nennt und vor einem Jahr mit einem kleinen schwarzen Büchlein für Furore sorgte, welches à la Banks mäßig ohne Zutun der Kuratoren sich im Ausstellungsraum der Wechselausstellung mit religiösen Schriften des Britsh Museums neben dem reichen Stundenbuch Heinrichs VIII. sich befand, welches wiederum durch den berühmten Riss in der Mitte der Seiten seinen Bruch mit der katholischen Kirche demonstriert, hat einiges zu bieten. Unter dem schwarzen Buch, welches nur geschwärzte Seiten zeigte, stand die Schautafel:


Das Buch der Wankelmütigen, für jedes Gotteshaus kompatibel. Angefertigt für Heinrich VIII. von dem Künstler plus de lumière als Präsent. Der Herrscher soll darüber gelacht haben und es über Jahre immer mit sich geführt haben. Er schwor auf ihr selbst seinen Schwur auf die Supremartsakte, in Wirklichkeit soll das der Grund für den Bruch mit Thomas Morus gewesen sein. Heinrich verlor dadurch einen Lordkanzler und der ehemalige Lordkanzler sein Leben, denn Heinrich ließ ihn hinrichten. Trotz des Humors und Nutzung des Herrschers wurde plus de lumière wegen Herrscherbeleidigung angeklagt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Das Urteil konnte nie ausgeführt werden.

Doch zurück zu dem Werk heute, welches neben großformatigen Bildern Alison Watts, wie Phantom von 2007, mit seinem recht kleinen Format einer DIN 3 Seite in dem Saal der National Gallary fast untergehen müsste, aber wegen seiner Aussprache doch anzieht. Eine Frage, die sich so manch einer in diesem Raum schon gestellt hat.
Doch nun der Schritt heran. Tatsächlich, die Verwandtschaft mit Magritte ist nicht zu leugnen. Was eben noch als einfacher Posterdurck wirkte ist feinste Ölmalerei. Wie bei Ceci n’est pas une pipe. wird ein Gegenstand abgebildet. Realistisch, in dem einen Fall die Pfeife, hier die Schrift einer Schautafel. Magritte macht mit seinem Satz darauf aufmerksam, dass der gezeigte Gegenstand nicht wirklich eine Pfeife ist, eben nur eine Darstellung. Sozusagen in platonischer Tradition. plus lumière geht nach dem Aufmerksammachen des abbildenden Charakters der Kunst noch einen Schritt weiter und fragt, ob die Abbildung allein Kunst ist. Eine Diskussion, die in der Kunstgeschichte oft geführt wurde und ihren Höhepunkt mit Aufkommen der abstrakten Kunst und ihrer Manifeste fand.
Doch anders als Magritte ist plus lumière frecher, tritt aus seinem Werk heraus und macht sich über das Kunstwesen allgemein lustig, hakt nach. Nicht allein die Diskussion um die Nachbildung scheint er anzusprechen, sondern eben das Kunstwesen allgemein. Er hinterfragt die Stofffalten Watts neben sich genauso wie Jeremy Dellers Memory Buckett gegenüber im Saal.
Es steckt also schon mehr dahinter als nur ein dummer lapidarer Satz. Auch wenn sich plus lumière, wer sich auch immer hinter diesem Namen verbirgt, die Kritik gefallen lassen muss, dass er die Kunst nicht neu erfindet, sein Konzept auch nicht bahnbrechend ist und Nachahmung in vielerlei Hinsicht für ihn kein Fremdwort ist. Trotzdem, durch die National Gallary weht mit seinem Bild, welches diesmal von den Kuratoren teuer erstanden wurde, ein lässiges Lachen.

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Samstag, 1. März 2008


Im Märzen der Autor die Federn zückt...

Nun denn, der Autor des Siegertextes ist
mehrlicht, dem wir natürlich nochmals gratulieren! Glückwunsch!

mehrlicht hat uns auch gleich den neuen Satzanfang zur Verfügung gestellt:

"Und das soll Kunst sein?"

Wie immer gilt, dass Ihr Eure Texte bis zum 27. März gegen 21 Uhr einstellen könnt. Dann wird okavanga (wir zählen auf Dich ;) das Voting einleiten, für das dann bis zum 31. März, 21 Uhr, Zeit ist.

Aber erst einmal hoffen wir (unverzagt) auf viele interessante Beiträge!

PS: Ich weiß, dass bei Blogger.de das Siezen üblich ist, aber wenn man es mir nicht übel nimmt, bleibe ich beim "Du"...

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