Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Unter der Kuppel des frühlingsmilden, sternklaren Nachthimmels erblühten rote, grüne und goldene Blumen, funkelten und glitzerten tausende bunter Funken, explodierten Lichter um in hellen Kaskaden auf die ausgelassene Menge im Park hinab zu regnen.
Ihre Hand in seiner, standen sie noch immer ganz still dicht beieinander da, als auch die letzten lauten Rufe und das fröhliche Gelächter der allerletzten Nachzügler in der Nacht verklungen war. „Du musst nicht traurig sein.“, sagte sie leise in die Dunkelheit hinein. Der Griff seiner Finger verstärkte sich, wurde zu einer fast schmerzhaften Umklammerung. „Ich werde mich bemühen.“, antwortete er ebenso leise. „Gut. Es ist gut, dass du nicht traurig bist.“, flüsterte sie.
So langsam sie auch liefen, das große Tor am Ende des kiesbedeckten Weges war viel zu rasch erreicht. „Geh jetzt. Dreh dich nicht um, geh einfach.“, sagte er und er öffnete die Finger, ließ ihre Hand los und steckte die eigene hastig in die Hosentasche, damit sie in der freundlich warmen Nacht nicht kalt würde und seine Fingerkuppen nicht erfrieren würden. Ihre Hand hing einen Moment in der Luft, sank dann langsam hinab. „Nein! Sieh mich nicht an. Geh!", rief er einen, zwei Schritte zurücktretend, nein, zurückspringend. „Geh! Bitte, geh jetzt!“
Sie zerbiss ein Schluchzen auf ihrer Unterlippe. Erst langsam, dann immer schneller werdend, folgte sie der menschenleeren, in vollkommener Dunkelheit daliegenden Straße. Am Ende des rostiggrünen Schmiedezaunes blieb sie stehen, atmete heftig gegen das Erstickungsgefühl in ihrem Brustkorb an, fuhr dann herum und starrte den Gehweg zurück in die Schwärze unter dem Sternenhimmel, der zu hoch, zu weit, zu heiß, zu kalt, zu viel, zu wenig, zu klar, zu trüb, von allem viel zu viel war und deshalb unerreicht blieb, so sehr sie und so sehr er sich auch danach streckte.
Ihre suchenden Augen konnten ihn in der Dunkelheit nicht erkennen, nur ein schwacher, dämmriger Glanz markierte das Begrüßungsschild am Eingang zu der weitläufigen Parkanlage. Sie legte beide Hände neben den Mund. „Du musst nicht traurig sein“, rief sie in die Nacht, „ich bin bei dir. Immer. Überall. Egal, wo du bist und was du tust, egal, wo ich bin und was ich tue, ich werde bei dir sein, so wie du immer bei mir sein wirst. Immer. Nichts kann dieses ändern. Nichts.“