stand sie da, ein bisschen frustriert und mit leicht nach unten geneigtem Kopf..Für vorbeilaufende Passanten ein merkwürdiger Anblick, trug sie doch ein bonbonrosa Mieder mit klitzekleinen schwarzen Schleifchen am üppigen Dekollete.
So, dachte sie trotzig, hatte sie sich Kuba nicht vorgestellt. Bunt ganz sicher, laut bestimmt auch, leidenschaftlich definitiv, ein einziges Fest natürlich und ganz klar tanzen bis in den nächsten Morgen. In ihrer Fantasie zeigten sie den ganzen kubanischen Möchtegernsalseros in den kleinen Lokalen und ausgefallenen Bars mit dem typisch kubanischen Flair was Salsa wirklich bedeutet.
Spätestens nach der ersten Salsa-Stunde war es ihr und ihrem kleinen knoppigen schnauzbärtigen Rolf klar, dass sie irgendwann dorthin reisen würden, wo der Salsa zu Hause ist.
Jetzt stand sie da an der schmuddeligen Bretterwand und erinnerte sich an den gestrigen Tag, als sie und ihr Schnäuzelchen - so pflegte sie Rolf immer zu nennen - mehr über die Flugzeug-Gates flogen als zu gehen.
Erinnerte sich, dass er gestern noch in ihr Ohr flüsterte "Uschi, meine liebe kleine Uschi..Du bist einfach ein einzigartiges Rasseweib, Du mit Deinem rattenscharfen rosa Mieder".
Ihre frisch gewellten Dauerwellen wippten gemeinsam mit Rolfs Fokuhila im Wind der Aircondition und sie konnte es kaum erwarten endlich anzukommen.
Liebevoll hatte sie das Mieder noch kurz vor der Abreise zu dem knallroten Rüschenröckchen in den Koffer gepackt. Und jetzt? Angewidert schaute sie auf die Pfütze neben der sie in ihren Pinkfarbenen Highheels von Deichmann stand..jetzt stand sie hier im rosaroten Mieder und knallroten Rüschenröckchen, keine 10 Stunden später, hinter dem Schuppen an die Bretterwand gepresst - mitten in Kuba.
Nein, dachte sie bei sich, so hatte sie sich Kuba nicht vorgestellt!