Zögernd öffnete er die Tür und holte tief Luft. Den massiven Griff hielt er fest in der Hand und machte sie nur einen Spalt weit auf. Er sprach mich sich selbst, wie immer, wenn er unter höchster Anspannung stand und flüsterte leise vor sich hin: „Meine Schönste, endlich komme ich wieder zu dir.“ Er war zutiefst beunruhigt. Lange, viel zu lange war er nicht hier gewesen. Auch wenn es ihm nicht passte – während seiner Abwesenheit hatte sie bestimmt einige Besucher gehabt, die sie mit ihren gierigen, schmutzigen Fingern bis ins Innerste begrabscht hatten. Er war sich nicht sicher, aber möglicherweise war sogar sein eigener, verkommener Sohn darunter. Seine Liebste gefiel allen, jeder drehte sich mit lüsternem Blick nach ihr um und jeder wollte sie besitzen, doch sie gehörte ihm allein, davon war er überzeugt.
Mit einem beherzten Schwung öffnete er den Türflügel nun ganz und betrat den nüchternen, weiß gekalkten Raum. Da stand sie schon vor ihm. Er sah sie an und wusste, dass sie allein auf ihn gewartet hatte. Zittrig und weich waren seine Knie, als er zärtlich über ihre glatte Haut strich, ihre perfekten Rundungen liebkoste und sanft ihr Hinterteil berührte. Gleich, in wenigen Momenten, würde er in ihr sein, darauf hatte er die ganze Zeit gewartet, allein die Erwartung dieses alles erfüllenden Augenblicks hatte ihn bis jetzt überleben lassen. „Meine Göttin“, flüsterte er heiser, „jetzt werden wir endlich wieder eins …“
Hinter sich hörte er plötzlich ein leises Knacken. Mit einem Ruck drehte er sich um und sah entsetzt seiner Frau ins Gesicht. „Herrschaftszeiten, Wolfgang!“, keifte sie schrill, „Ich weiß ja, dass du deiner Göttin verfallen bist. Aber kannst du nicht ein einziges Mal den Citröen aus der verdammten Garage holen wie jeder andere auch?“
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Zögernd öffnete er die Tür. Es war das letze Mal, dass er hierherkam. Wie lange hatte er sie so erlebt, die Wohnung seiner Eltern, in der er klein und groß gewesen war. Wider Erwarten keine hallende Leere, sondern Wände, Tapeten, Teppiche, Gardinen, welche still von seiner öden Jugend sprachen. Bald würde alles vorbei sein. Er sog ein letztes Mal die Tiefe seines eigenen Lebens in die Lungen, und jene Glückseligkeit erfüllte ihn, die er, seit er vier gewesen war, nie mehr gespürt hatte. Der neue Mieter kam die Treppe hoch, und schwere Luft erstickte seine Nase. Er wusste nun endlich, dass er erwachsen war.
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Zögernd öffnete er die Tür, und noch keinen Spalt breit war sie offen, da hielt er inne. Wie oft hatte er sie schon geöffnet und durchschritten, so viele male. Und doch lag das letzte mal so lange zurück. Nachdenklich befühlte er die massive, kunstreich verzierte Tür. Die Jahre hatten ihr Holz dunkel gefärbt und Spuren hinterlassen. Doch das hatte ihrer Schönheit keinen Abbruch getan. Er atmete tief durch. Still war es um ihn herum. Er wusste nicht wohin, stand nur da und ließ seine linke Hand auf der unebenen Oberfläche ruhen während seine rechte mit dem Schlüssel spielte.
Auch ihn hatten die Jahre gezeichnet. Doch anders als die der Tür war seine Farbe mit der Zeit verblichen. Längst war er nicht mehr der junge Mann mit den dunklen, dichten Haaren, dem sie damals verfallen war. Sie hingegen, oh ja, sie war für ihn immer die bezaubernde, jugendliche Eleonor geblieben.
Es schien, als könne er unter dem Holz der Tür seinen eigenen Herzschlag spüren. Sein Herz, in dem er die Erinnerung an sie so weit unten vergraben hatte. Bis ihn der Brief erreichte, mit dem Schlüssel. Und nun stand er hier, alles fühlte sich so vertraut an, als hätte es die Jahre dazwischen nicht gegeben, als wäre es erst gestern gewesen, dass er die Tür zum letzten mal hinter sich geschlossen hatte.
Er zog seine Hand von der Tür zurück und fuhr sich nervös durch sein weißes Haar und über die tiefen Falten auf seinem Gesicht. Durch die Bäume auf der gegenüberliegenden Seite des Weges warf die Sonne ihre Schattenspiele an die Tür, die Schatten tanzten und lockten, als wollten sie ihn zum Eintreten ermuntern.
Steif beugte er sich nach unten, legte den Schlüssel unter den Fußabtreter und zog die Tür behutsam zu. Dann ging er den Weg zurück, den er gekommen war, von der Sonne geblendet. „Warum bist du schon zurück?“, fragte ihn seine Tochter, als er auf den Beifahrersitz sank. Er starrte durch das Seitenfenster. Es war falsch. Er fühlte es, und doch war er es der flüsterte „Weißt du, manche Türen lässt man lieber ungeöffnet.“
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zögernd öffnete er die tür, zumindest versuchte er das. seine hand am druckpunkt hielt sich mehr fest denn sich zu bewegen; hadern in hände gemeiselt.
ungewissheit angesichts der ungefähren vorstellung was sich dahinter verbergen könnte, schließlich und einzig war es nicht das erste mal das er hier stand; zögernd. gewahrsam. räume der überwachung, stand es schön verharmlosend neutral am eingangsbereich, diese schleuse hatte schon oftmals leise tritte rückwärts gesehen. auch von ihm. ein zucken in seiner hand, die noch immer auf der klinke krampfte. schlief es noch | besser er? war es zeit? vielleicht auch schon darüber hinweg. der große nachteil dieser schallisolierenden türen, für beide seiten. wolf am i! [like a suspicion that's never confirmed, but it's never denied.] er konnte ihn knurren hören im eigenen inneren. raus. jetzt.
so sei es denn! one day the water's gonna wash it away, doch dieser tag ist nicht heute. er öffnete.
der duft frisch gemähten grases kroch ihm lieblich in seine viel zu feine nase, die zunge hing ihm aus dem maul und wackelte mit jeden schnelleren schritt umso mehr, er lief. sein opfer: er.
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