Sonntag, 9. September 2007
DéSirée

Zögernd öffnete er die Tür und holte tief Luft. Den massiven Griff hielt er fest in der Hand und machte sie nur einen Spalt weit auf. Er sprach mich sich selbst, wie immer, wenn er unter höchster Anspannung stand und flüsterte leise vor sich hin: „Meine Schönste, endlich komme ich wieder zu dir.“ Er war zutiefst beunruhigt. Lange, viel zu lange war er nicht hier gewesen. Auch wenn es ihm nicht passte – während seiner Abwesenheit hatte sie bestimmt einige Besucher gehabt, die sie mit ihren gierigen, schmutzigen Fingern bis ins Innerste begrabscht hatten. Er war sich nicht sicher, aber möglicherweise war sogar sein eigener, verkommener Sohn darunter. Seine Liebste gefiel allen, jeder drehte sich mit lüsternem Blick nach ihr um und jeder wollte sie besitzen, doch sie gehörte ihm allein, davon war er überzeugt.
Mit einem beherzten Schwung öffnete er den Türflügel nun ganz und betrat den nüchternen, weiß gekalkten Raum. Da stand sie schon vor ihm. Er sah sie an und wusste, dass sie allein auf ihn gewartet hatte. Zittrig und weich waren seine Knie, als er zärtlich über ihre glatte Haut strich, ihre perfekten Rundungen liebkoste und sanft ihr Hinterteil berührte. Gleich, in wenigen Momenten, würde er in ihr sein, darauf hatte er die ganze Zeit gewartet, allein die Erwartung dieses alles erfüllenden Augenblicks hatte ihn bis jetzt überleben lassen. „Meine Göttin“, flüsterte er heiser, „jetzt werden wir endlich wieder eins …“
Hinter sich hörte er plötzlich ein leises Knacken. Mit einem Ruck drehte er sich um und sah entsetzt seiner Frau ins Gesicht. „Herrschaftszeiten, Wolfgang!“, keifte sie schrill, „Ich weiß ja, dass du deiner Göttin verfallen bist. Aber kannst du nicht ein einziges Mal den Citröen aus der verdammten Garage holen wie jeder andere auch?“