Sonntag, 17. Dezember 2006


Vergangenheit

"Das kannst du nicht tun", rief ich atemlos...und starrte entsetzt auf den kleinen Weihnachtsengel. Zerbrochen lag er da, auf dem Boden. Sie hatte ihn in ihrer Wut gegen die Wand geschleudert. Der rechte Flügel lag einsam auf dem Boden, das goldene Kleid hing in Fetzen an dem Strohkörper. Wie ein Symbol lag er da. Ein Symbol für das, was einmal war und heute nicht mehr ist. Unsere Ehe, die Liebe, die wir miteinander geteilt hatten und die sich irgendwann und irgendwie davon geschlichen hatte. Fassungslos standen wir beide da, standen vor dem kleinen Strohengel und wussten in diesem Augenblick beide, dass es vorbei war.
Unsere Kinder hatten ihn gebastelt. An einem Wintertag wie heute. Im Kamin flackerte ein helles Feuer, die Adventskerzen warfen ein zartes Licht an die Küchenwand. Auf dem Tisch stapelten sich Stroh, Stoff und andere Utensilien.
Die Kinder lachten und sie strahlte mich an, mit ihren wunderschönen Augen. Draussen lag der Schnee auf den Dächern und drinnen war es warm. Damals, es war ein Sonntag kurz vor Weihnachten, hatten die Kinder den Strohengel gebastelt. Seitdem stand er jedes Jahr auf dem Kamin. Als ein erster Vorbote für die Weihnachtszeit und als ein Symbol, für unsere Familie, für das Glück, das wir miteinander teilten. Damals waren wir noch glücklich.

Dezember 2006  ... link










Was übrig blieb

"Das kannst Du nicht tun!" rief ich atemlos, eher schon fassungslos. Dann sagte ich nur ganz ruhig "Nein", in dem ich auf seinen erhobenen Arm starrte.
Wir kannten uns drei Jahre, für beide war es die große Liebe gewesen, doch diese war in den letzten Monaten der Streitereien völlig verloren gegangen.
Unsere Wortgefechte steigerten sich zusehenst, keiner konnte nachgeben, jeder wollte Recht behalten. Aus Liebe war ein Kleinkrieg geworden.
" Du machst mich rasend " schrie er völlig außer sich, als seine Hand auf meiner Wange landete.

Dann war Stille, wir blickten einander nur an, es war eine Grenze übertreten worden.
Ich spürte den Schmerz kaum, guckte ihn nur an und merkte, wie die Leere sich weiter in mir ausbreitete.
Ohne einen Ton zu sagen, drehte ich mich um und ging hinaus.Ich hatte den Respekt vor ihm
verloren.

...und das "Ich wollte es nicht, tut mir leid" verhallte in dem Echo meiner sich entfernenden Schritte ...

Dezember 2006  ... link