Sonntag, 17. Dezember 2006
Vergangenheit

"Das kannst du nicht tun", rief ich atemlos...und starrte entsetzt auf den kleinen Weihnachtsengel. Zerbrochen lag er da, auf dem Boden. Sie hatte ihn in ihrer Wut gegen die Wand geschleudert. Der rechte Flügel lag einsam auf dem Boden, das goldene Kleid hing in Fetzen an dem Strohkörper. Wie ein Symbol lag er da. Ein Symbol für das, was einmal war und heute nicht mehr ist. Unsere Ehe, die Liebe, die wir miteinander geteilt hatten und die sich irgendwann und irgendwie davon geschlichen hatte. Fassungslos standen wir beide da, standen vor dem kleinen Strohengel und wussten in diesem Augenblick beide, dass es vorbei war.
Unsere Kinder hatten ihn gebastelt. An einem Wintertag wie heute. Im Kamin flackerte ein helles Feuer, die Adventskerzen warfen ein zartes Licht an die Küchenwand. Auf dem Tisch stapelten sich Stroh, Stoff und andere Utensilien.
Die Kinder lachten und sie strahlte mich an, mit ihren wunderschönen Augen. Draussen lag der Schnee auf den Dächern und drinnen war es warm. Damals, es war ein Sonntag kurz vor Weihnachten, hatten die Kinder den Strohengel gebastelt. Seitdem stand er jedes Jahr auf dem Kamin. Als ein erster Vorbote für die Weihnachtszeit und als ein Symbol, für unsere Familie, für das Glück, das wir miteinander teilten. Damals waren wir noch glücklich.