Donnerstag, 1. März 2007


Der Sieger für Februar 2007 steht fest

Gewonnen hat mit 5 Stimmen die Geschichte Gesichtslos.

Meinen herzlichen Glückwunsch dem Verfasser der Story!

Ihr "Gewinn" ist die Stellung des neuen Satzanfanges für den Monat März.

Wir sind natürlich alle neugierig, wer sich hinter dem Text "Gesichtslos" verbirgt und hoffen, Sie lüften das Geheimnis. :)

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Montag, 26. Februar 2007


Abstimmung Februar 2007

Trotz der Kürze des Februars sind es wiederum sieben Geschichten! Dass mich das sehr freut, muss ich wohl nicht extra sagen, oder? :)

Okay, jetzt gilt es, wie gehabt, einen der allesamt wunderbaren Texte zum Sieger zu küren:


Welche der Stories ist dein Favorit im Monat Februar 2007?

 
13.33% (2 Stimmen)
PopUp le Zivi

 
6.67% (1 Stimme)
Immer.

 
13.33% (2 Stimmen)
Dämonen

 
20% (3 Stimmen)
Wenn andere Gäste schlafen

 
6.67% (1 Stimme)
Das unverstandene Leben der Aristokratie

 
33.33% (5 Stimmen)
Gesichtslos

 
6.67% (1 Stimme)
R.D.

Insgesamt: 100% (15 Stimmen)

Angelegt von dezentral am 2007.02.26, 13:26.
Diese Abstimmung wurde am 2007.03.01, 22:06 beendet.



Bitte entscheidet euch bis ca. 21.00 Uhr des ersten März. Viel Spaß beim Lesen und Grübeln - und DANKE!

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R. D.

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot: der winzig kleine Punkt intensivierte seine Leuchtkraft um ein millionenfaches und tauchte die gesamte Umgebung in ein gleißendes Licht, bevor er plötzlich größer und größer wurde und sich zu einem gewaltigen Feuerball aufblähte.

Durch ihre Lichtschutzmasken beobachteten die beiden Männer, wie die Kugel immer größer wurde und fast sekündlich an Umfang gewann. Die unglaubliche Hitze der Gasexplosionen an seiner Oberfläche waren trotz der Entfernung fast körperlich spürbar. Lächelnd tätschelte der alte Mann die Schulter des jüngeren, der staunend die Verwandlung beobachtete.

Die Kugel wuchs immer weiter und schien sich bis ins Unendliche ausdehnen zu wollen. Die Feuerglut schimmerte in allen erdenklichen Rot– und Orangeschattierungen, die Gravitation brachte das Farbenmeer in einen surrealen Fluss. Minutenlang drehte sich die Kugel feurig glühend um die eigene Achse. Dann wurden die Explosionen an ihrer Oberfläche plötzlich weniger. Nebel bildete sich, wurde dichter und umhüllte den Feuerball schließlich komplett. Nur ein roter Schimmer ließ erahnen, dass sich etwas in diesen Wolken befand; aber auch dieses Leuchten wurde zusehends weniger.

Mit sorgenvollem Blick schaute der junge Mann zu dem Alten empor.
“Habe ich etwas falsch gemacht?”, fragte er ängstlich.
Im Inneren des Nebels war das rote Glimmen vollends erloschen. Dafür zuckten Blitze und das tiefe Grollen von Donner war zu hören.
“Nein, nein”, antworte der alte Mann und lächelte. “Das muss so sein. Komm, lass uns einen Kaffee trinken. Das dauert jetzt eine Weile.”
Und so zogen sie von dannen und überließen die Nebelkugel ihrem Schicksal.

---------–

Als sie einige Stunden später zurück kamen, bot sich den Männern ein atemberaubender Anblick. Stolz und in würdevoller Geschwindigkeit rotierte eine nahezu perfekte Kugel vor ihren Augen. Der dichte Nebel hatte sich verzogen, nur vereinzelt waren noch Wolkenhaufen zu sehen, die über die Oberfläche hinweg zogen. Ein blütenreines Weis bedeckte die obere und untere Hälfte, dazwischen mischten sich Flächen von klarstem Blau, sattestem Grün und einer Vielzahl anderer Farben. Majestätisch, als wolle sie all ihre Pracht in angemessener Weise präsentieren drehte sich die Kugel.

“Sie ist wunderschön”, sagte der junge Mann und schaute verträumt auf seine Arbeit.
“Ja, Jesus, das ist sie wirklich.” Der alte Mann klopfte seinem Sohn anerkennend auf die Schulter. “Hast Du Dir schon einen Namen überlegt?”
“Wie wäre es mit R. D.?”
“Erde?”
“Nein, R. D.; als Abkürzung für “Really Devilish”. Das dürfte Deinen alten Freund Luzifer mächtig ärgern.”
Der alte Mann lachte schallend. “Das ist eine gute Idee. Wenn er das hört, wird ihm bestimmt ganz heiß vor Ärger.”

Das Licht der Sonne ließ das Blau der Meere glitzern und die Wälder leuchteten in hellem Grün.

“Du Papa?”, sagte Jesus. “Ich habe mir etwas überlegt.”
“Ja, mein Sohn?”
“Du hast doch in der Werkstatt diese zwei komischen Figuren. Wie hast Du sie gleich genannt?”
“Du meinst meine ‘Menschen’?”, fragte Gott.
“Ja, genau die. Kann ich die haben? Ich würde sie gerne auf R. D. aussetzen.”
“Hm”. Gott graulte seinen langen weisen Bart und überlegte. “Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Mir kommen diese ‘Menschen’ noch nicht ausgereift genug vor, um sie auf so einem schönen Planeten auszusetzen.”
“Ach komm schon Papa”, bettelte Jesus. “Lass es mich einfach probieren. Was soll schon schief gehen?”
“Also gut”, antwortete Gott. “Aber ich will nichts hören, wenn sie Dir den Planeten kaputt machen.”
“Ach was. Die haben dort doch alles, was sie brauchen. Sie werden in den Meeren und Flüssen schwimmen, über die Wiesen und durch die Wälder tollen, sich lieben und vermehren und einfach nur glücklich sein. Wirst sehen.”
“Dein Wort in Gottes Ohr”, sagte Gott und ließ erneut sein schallendes Gelächter ertönen. “Dann lauf mal in die Werkstatt und hol die ‘Menschen’. Mal sehen, wie sie sich auf Deinem Planeten machen.”

“Der Filius hat schon recht”, dachte Gott als Jesus in die Werkstatt eilte. “Die wären schon ganz schön bescheuert, wenn sie sich das Leben mit Intrigen, Neid, Hass, Kriegen und diesem ganzen Firlefanz schwer machen würden. So blöd kann niemand sein, noch nicht mal meine ‘Menschen’.”

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Samstag, 24. Februar 2007


Gesichtslos

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Die starrenden Menschen umschlossen das Zentrum wie ein Ring. Er hörte Schreie und Gebrüll. Was führen die denn da vor, ging es ihm durch den Kopf. Er versuchte den gedämpften Geräuschen zu lauschen, er versuchte einzuordnen was er hörte.
Klar, die Menschenansammlung hatte er längst wahrgenommen, während seine Gedanken woanders weilten. Auch die Geräusche waren längst in seinem Unterbewußtsein angekommen, drangen aber mittlerweile in sein Bewußtsein vor.
Straßenschauspieler die solch ein Interesse hervorrufen? Das ist unwahrscheinlich. Irgendwelche Peinlichkeiten Anderer, an denen sich die Menschen ergötzen?

Jetzt veränderten sich die Geräusche in seinem Ohr. Eindeutig meinte er die Stimme zu erkennen. Eindeutig war der verzweifelte, flehende Unterton. Das konnte doch nicht sein.
Es durchschoß ihn ein einziger Gedanke. Er mußte dorthin, ins Zentrum. Er näherte sich dem Rand der Menschenmenge. "Darf ich durch?" Nichts regt sich. "Lassen Sie mich durch", schon lauter. Nichts passiert. Jetzt fängt er an zu schieben und zu drücken. Es ist kein Durchkommen. Er kniete sich hin, versuchte zwischen den Beinen durchzukrabbeln, kam aber auch nicht weit und zog sich zurück. Nun mischte sich langsam Wut in seine Aktionen.
Immer wieder rannte er gegen den Menschenring an. Immer wieder warf ihn die federnde Masse wieder zurück. Er wußte nicht wieso, aber sein Bedürfnis die Menge zu durchdringen wurde immer größer. Die Not, dass seine Hilfe gebraucht würde, dieser Gedanke war der Einzige, der gerade in ihm wohnte. Hinzu kam, dass diese Undurchdringlichkeit ihn wütend machte.
Jetzt fällt ihm auf, dass die einzelnen Menschen kaum Konturen haben, sie sind gesichtslos. Sie haben ihr Gesicht verloren. "Ja," denkt er, "sie haben ihr Gesicht verloren." Er weiß noch wie er selbst aussieht, er weiß wer er ist und er muß dahin.
Mit der Energie der Verzweiflung rannte er los, sprang vor der Menge hoch, landete auf ihren Köpfen und krabbelte, quasi auf ihnen, nach vorn. Währenddessen wurde er von unten geschubst und geboxt. Er liess sich nicht beirren, jetzt wo er endlich, scheinbar, einen Weg gefunden hatte. Kurz bevor er den vorderen Rand der wabernden Menge erreichte, richtete er erstmalig seinen Blick auf das Schauspiel. Sofort erkannte er, dass seine schlimmem Befürchtungen berechtigt waren. Nein, das war kein Spiel, das war grausamer Ernst. Er glitt am vorderen Rand der Menge hinab und befand sich nun im inneren Kreis, während seine Gedanken rasten. Wie war diesem grausamen Hünen beizukommen? Was konnte er tun. Wieviele Leute waren nötig?
Verzweifelt blickte er sich um. Er rannte von einem kräftiger aussehenden Kerl zum Nächsten, flehte "Komm, hilf mir, wir müssen ihn davon abhalten". Niemand rührte sich. Er bekam noch nicht einmal eine Antwort. Gebannt starrten sie alle nur auf das Schauspiel, das sich ihnen bot.
Plötzlich wußte er was er zu tun hatte. Er fixierte sein Ziel, spannte jede Faser seines Körper an, und rannte los, mit dem Mut der Verzweiflung. Sein Denken war ausgeschaltet.

Gerade in dem Moment, kurz vor Erreichen seines Ziels, erwachte er, schweißgebadet. Ohne zu überlegen griff er zum Telefon, wählte die ihm sehr bekannte Nummer und lauschte dem Freizeichen. "Bitte geh ran.." murmelte er vor sich ihn. "Bitte".

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Mittwoch, 21. Februar 2007


Das unverstandene Leben der Aristokratie

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot: tanzende Wassertropfen durchstoben die Sonnenstrahlen, wie ihr schönster Traum die Realität.
Vier kugelgroße Augen, umrahmend vom weichsten und dicksten Fell, welches diese bunte Welt zu erschaffen vermochte, hatten die tobenden Sonnentropfen genau im Visier.

Das lustige Augenpaar von beiden war eingebettet in ein Knäuel aus ziegelroter Haarwolle. Perfekte Länge. Perfekte Pflege.
Tollpatschig wanderte die Augen durch das hohe Gras, während das andere Augenpaar damit beschäftigt war, wie ein Ninja durch das frische Grün zu schleichen und Gefahren zu wittern, bevor selbst James-Bond eine Chance gehabt hätte, sie wahrzunehmen.
Wachsamer Blick. Wachsame Kraft.
Ein recht sonniges Plätzchen auf einem großen, wohlgeformten Stein, lockte das rostrote Fell zu sich, und der adonis-gleiche Kater nahm es gern an, um das noch andauernde Schauspiel besser beobachten zu können.
Die Sonne hatte den Stein wohlig aufgeheizt und der dicke Bauch des Katers räckelte sich in seiner unendlichen Schönheit und in seinem Glück, seinem Mittagessen beim Spielen zusehen zu können, während ihm immer größere Pfützen im aristokratischen Maul zusammenliefen.

Die beiden anderen Augen saßen jetzt hocherhobenen Hauptes neben ihm und hielten konzentriert Wacht. Könnten doch feindliche Ninja’s die gleiche Beute auf Ihre Mittagskarte gesetzt haben:

„Schnatternde Spatzen an einer Vinaigrait aus frischem Regenwasser und feinsten Sonnenstrahlen“.

Die Augen wurden zu schmalen Schlitzen, um keinen Eindringling zu übersehen. Sie nannten ein edles, silber-weiß-mattiertes Fell ihr Eigen. Argwöhnisch blickte der über allen Dingen erhabene Kater auf seinen dösenden Begleiter; zu oft schon war jener ihm in einem unaufmerksamen Moment davongeeilt, um dann in einer noch größeren Katastrophe zu landen, als jene, aus welcher der Graue ihn gerade erst befreit hatte.
Beim Erkennen der prekären Situation geruhte das rote Knäuel dann ungläubig um sich zu blicken. Verdutzt, dass nicht jedes Mitglied seiner Art sein Freund sein wollte und nicht jeder bellende Kläffer Katzen gegenüber so tolerant war wie Lassie, suchte seine Hoheit nach seinem grauen Ritter, der mal wieder seufzend zum rettenden Sprung ansetzte, um Mr. Tollpatsch zu retten.

Lassie kannte der Rote übrigens aus dem Fernsehen. Dieses Ding stand genau vor dem wundervoll großen, breiten und weichen Sessel, welcher nicht mehr als nur angemessen war, den ach so geschundenen Körper der rote Aristokratie am Ende eines anstrengenden Tages zum Schlaf zu betten.
Ach ja, wie freute er sich auf seinen großen Platz bei Lassie. Hoffentlich wurde er nicht wieder von einem dieser besserwisserischen und ständig im Weg stehenden Zweibeiner belagert.
Welch Affront! Als ob sie diese Kissenpracht überhaupt zu würdigen wüssten.
Nur ER beherrschte die Kunst, einen perfekten weichen Flecken durch präzises Malmen mit Krallen und Tatzen noch perfekter werden zu lassen, um dann in gebieterischer Entspannung seinen leicht herabhängenden Bauch in das neue Lager fallen zu lassen.

Komisch nur, dass jener Zweibeiner mit den meist viel zu vielen, und auf jeden Fall viel zu hohen Tönen, sein Ringen um die hohe Kunst des Schlafstätten-Bauens in zerzausten Haaransätzen mittlerer, schlecht geschnittener Länge, absolut nicht zu schätzen wusste. Meist honorierten das Weibchen sein Bestreben nach nicht mehr als einem durchaus angemessenen Schlafplatz mit nur noch mehr hohen und lauten Tönen. Der ziegelrote Fellhaufen trottete dann gelangweilt davon und überließ diese unvollkommene Schlafstätte wieder den Zweibeinern. Er hatte die Aufregung noch nie verstanden.

Tsss, als würde er sie jedes Mal beim Schlafen stören. Oh! Hatte er genau das vielleicht getan? Und wenn schon! Keine Zeit, sich über die beiden unzureichend Befellten Gedanken zu machen, welche er sich lediglich für das Reinigen seiner Toilette und für ausgedehnte Massagestunden zu Hause hielt!
Jetzt musste er sich auf ein höheres Ziel konzentrieren: sein Mittagessen.

Sein grauer Gefährte saß neben ihm, den Blick, nicht von der Mahlzeit wendend. Spannte seinen drahtigen Körper. Sehnen spielten in der Sonne. Ohren, Augen und Barthaare bildeten eine taktische Einheit. Zusammen mit Muskeln und Krallen schmiedeten sie einen mörderischen Plan, bis der lautlose Athlet pfeilartig durch die Luft schoss.

Der Rote gähnte auf seinem Thron aus Stein. Konnte er doch nicht verstehen, wozu diese anstrengende Hektik auf einmal dienen sollte. Die Spatzen wären bestimmt auch noch nach einem klitzekleinen Nickerchen auf diesem warmen Fleckchen Erde da. Bestimmt.
Und wenn nicht, so hatten seine beiden Zweibeiner auf jeden Fall noch eine Dose mit Leckereien aus Fleisch oder Fisch in diesem hohen Schrank, die sie ihm bei seiner Heimkehr schenken würden.
Er müsste für diese Mahlzeit noch nicht einmal jagen. Ein Schnurren würde genügen. Vielleicht noch ein Streichen um die Beine, und die beiden Lauten würden dem Charme dieses roten Wollknäuels milde lächelnd erliegen.

Der graue Jäger, dessen silbriges Fell durch die Sonne nur aus einzelnen leuchtenden Strahlen zu bestehen schien, rammte vergnügt seine Zähne tief in seine Beute. „Genieß du nur, mein alter Freund!“, warf ihm seine Majestät entgegen. „Ich glaube, mir ist heut nicht nach Geflügel. Mehr nach Kaninchen in zartem Wildgelee.“, und während er sich die Mundwinkel von Speichel befreit, fügt er erhaben hinzu: „so jagt doch Jeder auf seine Weise.“ Er gähnte, schloss seine wunderschönen Augen und genoß die traumgleiche Vision, sich kraftvoll und leicht über die Felder tanzten zu sehen. Das Maul voller Mäuse und Spatzen. Was für ein Schauspiel!

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Dienstag, 20. Februar 2007


Wenn andere Gäste schlafen

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Es war schon weit nach Mitternacht und der Blick durch die gedämpft beleuchtete Lounge wurde durch keine anderen Gäste mehr behindert. Das Paar auf der anderen Seite war Ihnen schon vorher aufgefallen. Wie sie selbst hatten es sich die beiden auf einem der kleinen Sofas gemütlich gemacht, die an den beiden Längsseiten der Hotelbar aufgestellt und jeweils mit Pflanzen seitlich abgegrenzt waren. Sie sassen dem anderen Paar fast direkt gegenüber, so dass nicht einmal die Pflanzen die Sicht behinderten.

“Hat sie ihre Hand wirklich da, wo ich glaube, dass sie ihre Hand hat” fragte sie ihn leise, ohne dabei ihren Blick von dem anderen Paar abzuwenden. Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und ihre Beine seitlich auf das Sofa gezogen, während ihr Kopf an seiner rechten Schulter lehnte. Seine Hand lag auf ihrer rechten Hüfte. Er drehte den Kopf etwas und fuhr mit seiner Nase langsam durch ihr schulterlanges, rotbraun eingefärbtes Haar. Er genoss den Duft ihres frisch gewaschenen Haares, dass in leichten Locken nach unten fiel. Er fand Gefallen an der Situation, an dem Anblick des anderen Paares, das sich bis eben wie sie selbst auch noch leidenschaftlich geküßt hatte, nun aber anfing, den nächsten Schritt zu tun.

Er hob seinen Kopf an und schaute wieder zu dem anderen Paar. “Soweit ich es erkennen konnte, hat sie seine Hose geöffnet und er sein Becken etwas nach vorne geschoben”, flüsterte er ihr ins Ohr, “ausserdem hat er seine Augen geschlossen und da sie nicht häßlich ist, wird es einen anderen Grund haben”. Sie richtete sich kurz auf und sties ihm mit ihrer rechten Hand sanft in die Rippen. “Blödmann”, grinste sie ihn an, begab sich dann aber gleich in die alte Position und legte ihren Kopf wieder auf seine Schulter.

“Ich bin gespannt, wie weit die jetzt gehen”, sagte sie zum ihm. “Ich denke, die machen es hier unten”, antwortete er so, das nur sie ihn hören konnte. “Wieso glaubst du das?”, ihr Blick wich dabei nicht von dem Paar, dass sich jetzt wieder leidenschaftlich küßte, während die Hand der Frau zwischen den Beinen des Mannes unter dem Tisch verschwand. Sie sah daher auch nicht das Grinsen im Gesicht, als ihr Mann antwortete. “Die Frau hat beim Öffnen der Hose den Barkeeper und anschließend mich angeschaut. Der Barkeeper hat gegrinst und sich weggedreht, ich habe ihr auch zugelächelt. Sie weiß daher, dass sich keiner daran stört.”

Sie richtete sich wieder auf. “Du lächelst einer anderen Frau zu, während wir uns küssen” fragte sie ihn mit gespielter Entrüstung. “Du hattest gerade an deinem Wein genippt und unsere Einlage war den beiden anscheinend auch aufgefallen”, erwiderte er und grinste dabei, so dass kleine Grübchen in seinen Backen entstanden. Ihre Zunge glitt leicht über ihre Lippen, bevor sie sie zu seinem Mund führte und zu einem weiteren endlosen Kuss ansetzte. Sie spürte, wie sich seine Hand vorsichtig an ihrem Rücken entlang in ihre Jeans drückte und ihre Bluse aus der Hose zog. Im ersten Augenblick wollte sie protestieren, genoss dann aber seine Hand, wie sie zärtlich unter ihrer Bluse über ihren freigelegten Rücken streichelte.

Ihre Lippen trennten sich und sie strich mit ihren Fingern um seinen Mund. Sie blickte ihn an, ahnte seine Gedanken. “Ich weiß noch nicht, wie weit ich gehen möchte, ok?”, fragte sie ihn. Er nickte, lächelte sie dabei an. Nach einer Weile schaute er wieder zu dem Paar auf der anderen Seite. Sie sah, wie er seine Stirn in Falten zog, folgte dann seinem Blick. Die Frau auf der anderen Seite hatte ihnen nun den Rücken zugewendet. Während ihr unteres Bein zur freien Seite des Sofas ausgestreckt war, war das andere angewinkelt. Ihr Kopf bewegte sich vor dem Mann und war ungefähr zur Hälfte unter dem Tisch, ihre Bewegungen liessen an ihrem Tun keinen Zweifel aufkommen.

“Wow”, kam es ihm leise über die Lippen. Fasziniert folgte er dem Schauspiel auf der gegenüberliegenden Seite der Bar. Er seufzte, “ein echter Geniesser”, murmelte er ihr ins Ohr. “Sie geniesst aber auch”, hörte er sie flüstern. Erst jetzt sah er, wie der Arm des Mannes seitlich hinter der Frau verschwand, sah, wie die Frau auf der anderen Seite ihr Becken rythmisch in langsamen Wellen bewegte. Sein Blick wechselte kurzzeitig zur Bar. “Ein Barkeeper, der weiß, was sich gehört”, sprach er mit gedämpfter Stimme. “Wieso”, fragte sie. “Er hat sich verzogen” antwortete er, mit einem leichten Grinsen im Gesicht, das sie aber nicht sah, da sie gebannt zur anderen Seite schaute.

Er drückte sie mit seinem linken Arm leicht hoch, sie folgte fragend seinem Druck. Er schob sein Becken etwas weiter nach vorne, sah ihren verunsicherten Blick und kam ihrer Frage zuvor. “Nein, ich möchte es nicht nachspielen. Leg dich bitte einfach nur mit dem Rücken auf mich, dein Rücken reicht mir nicht mehr”, flüsterte er in ihr Ohr, liess seiner Bitte einen zärtlichen Biss in ihr Ohrläppchen folgen. Seine rechte Hand, die er noch unter der Bluse auf ihrer rechten Hüfte hatte, zog bei ihrer Drehung ihre Bluse nun auch auf der Vorderseite aus ihrer Jeans. Sie blickte ihn etwas entrüstet an, mußte angesichts seiner hochgezogenen Augenbrauen und seiner sinnlich verdrehten Augen dann aber schmunzeln. “Nicht die Hose”, bat sie ihn. “Nichts, was du nicht willst”, antwortete er.

Sie liess sich mit ihren Schultern auf seinen Bauch fallen, wendete dann den Kopf über die Tischplatte zur gegenüberliegenden Seite. Ihre rechte Hand schob sein Glas und die Kerze zur Seite, die nun ihren Blick auf das Schauspiel behindert hatten. Sie genoss die Hand ihres Mannes, die zärtlich über ihren Bauch glitt und dabei wie versehentlich, obwohl sicher nicht unbeabsichtigt, an dem unteren Rand ihrer Brüste entlang strich. Sie sah den sich langsam bewegenden Kopf der Frau auf der anderen Seite und sich ihr ebenfalls langsam bewegendes Becken - mehr noch als das, was sie sah, erregte sie das, was sie nur erahnen konnte. Sie spürte, wie seine Hand nun langsam unter ihrer Bluse über ihre Brüste glitt, sein Daumen sanft über ihre härter werdenden Burstwarzen streifte. Ihr Atem wurde tiefer, zeitweise schloß sie ihre Augen und genoss seine Berührungen.

Die Frau auf der anderen Seite richtete sich auf, setzte sich mit vorgeschobenem Becken auf das Sofa und streifte ihre Jeans ab. Er sah, wie der Blick der Frau zu Ihnen gerichtet war, diesmal aber nicht zu ihm sondern zu seiner Frau, die seitlich auf ihm lag. An dem Grinsen der Frau konnte er die mit den Augen erteilte Zustimmung seiner Frau erahnen. Er sah, wie die Hose der Frau auf den Boden rutschte und sie sich anschließend mit den Rücken zu Ihnen auf den Mann setzte. Der Arm der Frau verschwand kurz vor ihrem Körper um mit dem Beginn ihrer reitenden Bewegung dann wieder hervorzukommen und zum Hinterkopf des Mannes zu greifen.

Der Atem seiner Frau wurde langsamer, tiefer. Er fing an, ihre Brustwarzen unter ihrer Bluse mit dem Daumen und Zeigefinger zu kneten und leicht zu hin und her zu drehen. Sein Schwanz drückte sich vehement gegen das Gefängnis in seiner Jeans, wartete auf die Befreiung. Als er merkte, dass seine Frau die Augen mehr geschlossen hatte als noch das Schauspiel auf der anderen Seite zu beobachten, führte er seine Hand runter zu ihrer Jeans. Ohne selbige zu öffnen, drückte er seine Finger unter dem Bund durch und begann ihren Venushügel mit langsamen, kreisenden Bewegungen zu massieren.

Sie drückte plötzlich ihren Rücken durch, dabei entglitt ihr ein lauter Seufzer. Die Frau auf der anderen Seite drehte ihren Kopf herum, hatte dies offenbar gehört. Ein beidseitiges Lächeln flog durch den Raum. “Ich will dich jetzt spüren”, sagte seine Frau zu ihm, “aber nicht hier. Lass uns bitte hochgehen”. Er nickte lächelnd. Sie richtete sich auf, nahm ihre Schuhe in die Hand und zog ihn dann hinter sich her zum Ausgang. Beim Verlassen der Bar warf er dem anderen Paar ein Lächeln zu, dass sich aber schon wieder ganz der eigenen Lust hingegeben hatte.

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Montag, 19. Februar 2007


Dämonen

GEBANNT STARRTEN SIE AUF DAS SCHAUPSIEL, DAS SICH IHNEN BOT.
Nie war eine Nacht schöner, ein Himmel klarer und nie hatten ihre Augen mehr geweint.

Sie konnten sich nicht satt sehen an diesen Körpern. Wie sie sich wanden, sich räckelten, sich zwangen, sich zu bewegen; nicht inne zu halten, als ob Dämonen sie zwangen, um ihr Leben zu tanzen.
Diese unerträgliche Schönheit dieser Körper brannte in ihren Augen, doch sie konnten nicht wegsehen. Sie konnten es nicht...Diese Körper – so makellos schön und vereint.

Wirre Blicke trafen sie. Wirre, fragende Augen suchten immer wieder die des Publikums, um es herbeizulocken. Ja, heranlocken wollten sie sie!
Aber nein!
So groß die Versuchung auch war. Sie war fast schon zu groß. Sie würden hier stehen bleiben – abseits der Bühne. Würden nur zusehen. Sich erfreuen, an des Lebens’ Tanz. Nur warten, auf des Kampfes letztlichen Hohn.

Die Scheibe vor den tanzenden Körpern war beschlagen von ihrem Atem – der sich immer schneller und immer heißer auf das nahe Glas presste, um dann als Tropfen seinen Weg in die Tiefen zu finden.
Die Dämonen wurden mächtiger und ließen die Körper zucken. Schneller und immer schneller – und stumme Schreie, welche die Mauer aus Glas nicht freigab, drangen in den Zuschauerraum. Drangen ihnen bis ins Hirn, wo sie so unendlich schmerzten.
Wie schön, diese Schmerzen doch waren...
Welch Schönheit das Leben doch hervorbringt.

Schneller und schneller krümmten sich sie; tanzten die Leiber auf dem kargen weißen Steinboden, dessen mehr und mehr rote Farbe anfing die makellos hellen Körper zu verschlingen.
Allein die teuflischen Augen waren noch weiß – von so zartem Weiß, dass es fast schon eine Sünde war, sie für immer der Welt zu entreißen.

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot als den Körpern die Kräfte versagten. Als nur noch die Augen der Dämonen mit wilden Blicken um sich bissen – und Feuerbälle in Richtung der gläserner Wand schickten.
Diese Blicke brannten in den Leibern der Beobachter und verursachten ihnen fiebrige Jubelseufzer, bevor sie sich im Nichts des Todes verirrten.

Sie wagten nicht, sich zu bewegen. Erst, als die letzte Wunde aufgehört hatte, ihr lebendiges Rot auszuspucken, legten sie die Waffen zur Seite und weinten – entzückt von so viel Schönheit und – Frieden. Frieden war es, den die starren Blicke der toten Dämonen nun endlich bringen würden.

Das Schauspiel war beendet.

Der Vorhang fiel vor den bewegungslosen Augen mit den zarten, weißen Leibern, die nie wieder um ihr Leben tanzten würden. Nie wieder würden sie Seelen stumme Todesschreie entreißen, und nie wieder würden sie die Sehnsucht, endlich zu sterben, mit der geistesfiebrigen Freude am Kampf verwechseln würden.

Das Schauspiel war vorbei. Die Dämonen waren tot.
Das Publikum verließ das Theater. Sie waren frei. Endlich frei.
Nie war eine Nacht schöner, ein Himmel klarer und nie hatten ihre Augen mehr geweint.

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Donnerstag, 15. Februar 2007


Immer.

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Unter der Kuppel des frühlingsmilden, sternklaren Nachthimmels erblühten rote, grüne und goldene Blumen, funkelten und glitzerten tausende bunter Funken, explodierten Lichter um in hellen Kaskaden auf die ausgelassene Menge im Park hinab zu regnen.

Ihre Hand in seiner, standen sie noch immer ganz still dicht beieinander da, als auch die letzten lauten Rufe und das fröhliche Gelächter der allerletzten Nachzügler in der Nacht verklungen war. „Du musst nicht traurig sein.“, sagte sie leise in die Dunkelheit hinein. Der Griff seiner Finger verstärkte sich, wurde zu einer fast schmerzhaften Umklammerung. „Ich werde mich bemühen.“, antwortete er ebenso leise. „Gut. Es ist gut, dass du nicht traurig bist.“, flüsterte sie.

So langsam sie auch liefen, das große Tor am Ende des kiesbedeckten Weges war viel zu rasch erreicht. „Geh jetzt. Dreh dich nicht um, geh einfach.“, sagte er und er öffnete die Finger, ließ ihre Hand los und steckte die eigene hastig in die Hosentasche, damit sie in der freundlich warmen Nacht nicht kalt würde und seine Fingerkuppen nicht erfrieren würden. Ihre Hand hing einen Moment in der Luft, sank dann langsam hinab. „Nein! Sieh mich nicht an. Geh!", rief er einen, zwei Schritte zurücktretend, nein, zurückspringend. „Geh! Bitte, geh jetzt!“

Sie zerbiss ein Schluchzen auf ihrer Unterlippe. Erst langsam, dann immer schneller werdend, folgte sie der menschenleeren, in vollkommener Dunkelheit daliegenden Straße. Am Ende des rostiggrünen Schmiedezaunes blieb sie stehen, atmete heftig gegen das Erstickungsgefühl in ihrem Brustkorb an, fuhr dann herum und starrte den Gehweg zurück in die Schwärze unter dem Sternenhimmel, der zu hoch, zu weit, zu heiß, zu kalt, zu viel, zu wenig, zu klar, zu trüb, von allem viel zu viel war und deshalb unerreicht blieb, so sehr sie und so sehr er sich auch danach streckte.

Ihre suchenden Augen konnten ihn in der Dunkelheit nicht erkennen, nur ein schwacher, dämmriger Glanz markierte das Begrüßungsschild am Eingang zu der weitläufigen Parkanlage. Sie legte beide Hände neben den Mund. „Du musst nicht traurig sein“, rief sie in die Nacht, „ich bin bei dir. Immer. Überall. Egal, wo du bist und was du tust, egal, wo ich bin und was ich tue, ich werde bei dir sein, so wie du immer bei mir sein wirst. Immer. Nichts kann dieses ändern. Nichts.“

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Mittwoch, 14. Februar 2007


PopUp le Zivi

Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Leider aber fiel der Zivildienstleistende im Nebenhaus, der zu blöd war, Vorhänge aufzuhängen und trotzdem seine Freundin durchvögelte, unter das Kapitel Jugendschutz, weshalb den durchweg minderjährigen Spannern und Spannerinnen ihre autodidaktische Sexualerziehung verboten werden musste.

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Freitag, 2. Februar 2007


Oh, fast die Hälfte aller Stimmen. Ich danke allen Leserinnen und Lesern, weil Geschriebenes gelesen werden will, ebenso wie ich allen Autorinnen und Autoren danke, weil diese Schreibwerkstatt eine wunderbare Idee ist, die nur durch sie 'leben' kann. Insbesondere danke ich allen die für meine Geschichte gestimmt haben. Selbstverständlich hat es auch mir wieder großen Spaß gemacht die anderen Beiträge zu lesen, Kompliment an alle.
Danke an Frau Dezentral für das fast übertrieben anmutende Kompliment, danke an Herrn Nyxon, der dafür gesorgt hat, dass die Geschichte überhaupt auf der Startseite erscheint, und Dank an Herrn Referral für das Kompliment in seiner Moderation.

So, nun genug des Dankes und auf zu neuen Taten.

Ich habe lange überlegt ob ich anregen soll, statt eines Satzbeginns zum Beispiel nur ein Thema, die Erzählform und das Genre vorzugeben. Dann habe ich lange überlegt ob ich den neuen Satzanfang so gestalte, dass ich dadurch ein Thema, die Erzählform und das Genre vorgebe.
Gerne rege ich eine Diskussion hierzu an und bitte um zahlreiche Wortmeldungen.
Nach einigem für und wider beschloss ich jedoch den Beginn der Geschichte wieder so zu halten, dass ein breites Spektrum möglich ist. Nicht zuletzt die Vielfalt dessen, was die einzelnen Autorinnen und Autoren darin sehen, macht ja einen großen Teil der Spannung aus.
Hier also folgt der Beginn der Geschichten für Februar:

"Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot ..."

Ich wünsche mir rege Mitwirkung und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine gute verbale Inspiration und freue mich auf die neuen Geschichten.

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