Montag, 30. April 2007


Taaaadaaa: Der Sieger aus April 2007 ist:

Das Schneeschmelzesedativum.

Herzlichen Glückwunsch!! Und nun bitte, wie im Vormonat bereits erklärt, die Überweisung auf das bekannte Konto... ich werde den Tausender dann gerecht unter den Admins aufteilen. Hehe. :)))

Nach der feinen Story erwarten wir nun den neuen Satzanfang für den Monat Mai 2007 - und die Demaskierung des geschätzten Autors!!!!

April 2007  ... link








Donnerstag, 26. April 2007


Sommerloch oder die unerträgliche Leichtigkeit des Seins?

Es liegt bestimmt am plötzlichen Sommer, der dank der tatkräftigen Hilfe vom Kohlenstoffdioxid so überragend bereits im April aufgetaucht ist. Es liegt bestimmt an den lauen Abenden, die man lieber mit ein paar Freunden im Biergarten oder grillend mit der Familie im Garten verbringt, statt mit dem Notebook auf dem Schoß. Ich kann das verstehen, und der Rest unserer werten Leserschaft bestimmt auch.

Haben Sie es doch diesmal wesentlich einfacher in der Entscheidung, welcher Text Ihnen im April am besten gefallen hat.

Welcher dieser beiden Schätze soll es denn sein?

 
40% (2 Stimmen)
Payback

 
60% (3 Stimmen)
Das Schneeschmelzesedativum

Insgesamt: 100% (5 Stimmen)

Angelegt von nyxon am 2007.04.26, 16:57.
Diese Abstimmung wurde am 2007.04.30, 23:19 beendet.


Abgestimmt werden kann bis 30.04.2007, ca. 21.00 Uhr (wenn nicht der Sommer dazwischenkommt).

Ganz unter uns: Ich gehe jetzt auch wieder zurück auf den Balkon...

April 2007  ... link








Dienstag, 24. April 2007


Das Schneeschmelzesedativum

Das kräftige Blau des Fußbodens unterstützte die kalte Atmosphäre in dem Raum. Dabei stimmte das gar nicht. Im Gegenteil, es war viel zu heiß hier! Schweißperlen rannen über seine Stirn, das weiße Leibchen klebte am Rücken wie eine zweite Haut, die sich nicht abhäuten ließ. Das musste man sich mal vorstellen! Ein kalt wirkender Raum mit brüllender Hitze darin! Wer sich so was nur einfallen lassen konnte. Bestimmt stammte das Konzept von einem ausländischen Architekten, einem dieser Maestros mit unaussprechlichem Namen und soviel Kreativität und Phantasie, dass es ihm schon wieder aus den Ohren herauskam. Der bestimmt in einem riesigen Loft wohnte und sich tausend verschiedene Frauen für tausend verschiedene Sexpraktiken mit abertausenden Orgasmen leistete. Solche machten solche Räume, kalt und heiß zugleich.

Er setzte sich in die Ecke und brütete vor sich hin. Der Gedanke an den Architekten war bereits wieder verflogen. Lange konnte er solche Ideen einfach nicht festhalten. Aber wenn sie kamen, dann kamen sie schnell und in Massen und dann mussten sie aufgeschrieben werden, denn Ideen und Gedanken waren wie der erste Schnee. Sie kamen unerwartet und brachten eine Ruhe mit sich, wie man sie all die Zeit vorher nicht kannte, aber man war meistens unvorbereitet und lang blieben die Ideen auch nicht liegen. Viel zu schnell waren sie dahin geschmolzen, als seien sie niemals da, sondern nur eine Einbildung gewesen. Deshalb musste man die festhalten, sie konservieren, damit sie nicht verschwanden bevor man sich auf sie eingestellt hatte.

Mit zittrigen Beinen stand er auf und ging an die Wand. Er lief oder stand nicht mehr viel. Seitdem er hier war, in diesem furchtbar heißen, kalten Raum, saß er viel lieber. Oder er lag. Starrte an die Decke, die keineswegs blau war, sondern weiß! Das muss man sich auch mal vorstellen! Ein Raum, quadratisch in seiner Form, mit einem einzigen Fenster, das nach Norden ging, mit einem undefinierbaren Farbton an den Wänden und einem von Scheuermitteln verschandelten Blau von Fußboden. Aber mit weißer Decke! Mit weißer Decke! Das war wie Schnee. Der ist auch weiß. Weißer Schnee an der Decke. Dabei liegt Schnee doch am Boden und der Himmel ist blau. Also genau anders herum! Das musste er sich auch notieren. Mittlerweile sagte auch keiner mehr etwas dagegen. Man hatte ihm sogar einen Stift gegeben. Der schrieb zwar nicht gut, aber immerhin konnte er damit überhaupt die flüchtigen Gedanken festhalten. Das Kühlfach für seinen Kopf.

Die Wand mit dem Fenster war deshalb nicht mehr undefinierbar, sondern von feinen schwarzen Linien durchzogen. Manchmal ganze Sätze, dann wieder nur einzelne Worte. Zeichnen hatte er auch wollen, aber das konnte er nicht. Schon damals in der Schule, hatte er in Kunst immer schlechte Noten mit nach Hause gebracht. Seine Mutter hatte geschimpft, dass er sich nicht anstrengen könne und dass er sie enttäusche. Sein Vater war gegangen. Seine Mutter später auch. Und deshalb auch er. Aber anders als seine Eltern. Darüber hatte er nie schreiben oder reden wollen. Er dachte nicht einmal oft daran. Die Erinnerung an seine Eltern und an das, was geschehen war im letzten Jahr, gehörte nicht zu seinem Repertoire, war fort, wie die Eltern und er auch. An seine kleine Schwester dachte er manchmal. Wie es ihr wohl ginge jetzt, so alleine und verlassen.

Plötzlich war ihm kalt. Der Schnee an der Decke und der Himmel auf dem Boden hatten gemeinsame Sache gemacht und die Kälte zu ihm gebracht. Er ließ den Stift fallen und wälzte sich auf dem Boden, um die Flammen zu ersticken, die die Kälte entflammt hatte. Er drehte sich schreiend und kreischend auf dem kalten Blau und es brauchte eine zweite Nadel, um ihn zu sedieren, da er die erste abbrach in seiner Angst.
Nächste Woche war der große Tag. Als das Blau, auf dem er nun lag, immer dunkler wurde und irgendwann alles nur noch schwarz war, dachte er daran, wie viele Winter er noch hier bleiben müsste, wenn der Richter entschied. Dann verloren sich seine Gedanken im Strudel des Schlafes.

April 2007  ... link








Dienstag, 10. April 2007


Payback

Das kräftige Blau des Fußbodens unterstützte die kalte Atmosphäre in dem Raum und während die Menschen draußen unter der heißen Sommersonne stöhnten, herrschten hier im Inneren des markanten Gebäudes in der Innenstadt viel zu kühle Temperaturen. Nicht nur das nüchterne aber sehr erlesene Interieur des Büros verstärkte mein Frösteln; der inkompetente Pfuscher von Hausmeister hatte die Klimaanlage wohl immer noch nicht im Griff. Ich hätte ihn feuern sollen, als ich hier noch das Sagen hatte. Nun aber war ich in geheimer Mission zugegen und konnte zumindest in diesem Fall nichts mehr ändern.
Hier, an diesen Ort, wurde mir kurz etwas wehmütig ums Herz: Die Bezeichnungen, die mir meine emsigen Bienchen hinter vorgehaltener Hand hinterher zischten, hatte ich stets wahrgenommen und noch jetzt hallten sie in meinen Ohren. „Verfluchter Sklaventreiber“, „arrogantes Arschloch“ und „hinterlistiger Drecksack“ waren noch die schmeichelhaftesten Titulierungen und nie hatte ich darüber ein Wort verloren, meine Rache für derlei despektierliche Äußerungen ließ jedoch nie sehr lange auf sich warten. Als die feiste Schultz-Fernbeck aus dem Vertrieb mich hinterrücks einen „beschränkten Armleuchter“ zieh, wartete ich geduldig, bis ich wieder einmal von einem innerbetrieblichen Verhältnis Wind bekam und passte sie im Archiv ab, wo ich sie in innigster Umarmung und hochgeschobenem Rock mit dem schmierigen Moll aus dem Einkauf ertappte. So verflochten waren die beiden ineinander, dass sie mich und meine Leica, die auch bei diffusen Lichtverhältnissen ziemlich scharfe Fotos macht, nicht einmal bemerkten und scharf in anderem Sinn waren auch die Bilder, die der gehörnte Gatte von der Schultz-Fernbeck einige Tage später aus dem Postkasten zog.
Den „blauen Klaus“ aus dem Lager, der mich einen „behinderten Sesselpupser“ genannt hatte, weil ich ihm keinen Sonderurlaub zur Einschulung seines Sohnes gewährte, beschrieb ich der Polizei sehr detailliert, so dass sie ihn und seinen Focus nach der letzten Weihnachtsfeier recht zielstrebig aus dem Verkehr ziehen konnten. Ich meine, 2,8 Promille allein wären ja kein Beinbruch gewesen, aber bei einer Tupperschüssel mit „Rotem Afghanen“ unter dem Beifahrersitz wird selbst der kulanteste Richter grantig.
Freunde brauchte ich nicht. In meiner Position wären Freundschaften auch hinderlich gewesen. Ich arbeitete mit immensen Summen, doch während mein Vorgänger ständig die Zentrale wegen rückläufiger Auftragsbücher im Nacken hatte, konnte ich in den letzten 15 Jahren die Firma konsolidieren und so etwas funktioniert schließlich nicht mit der Kumpelmasche! Sentimentale Anwandlungen leistete ich mir nicht und die ständigen Einladungen zu blödsinnigen Personalführungsseminaren konnte ich wegen meines großen Erfolgs geflissentlich ignorieren. Mit harter Hand und unbestechlicher Zielstrebigkeit regierte ich die hiesige Dependance und hatte dabei nur eine einzige Vertraute: Irmgard, meine großbusige, persönliche Assistentin seit 12 Jahren, nach der sich Mossad und CIA die Hände geleckt hätten, so präzise, profund und erschöpfend waren die Informationen, die sie aus den Niederungen der schuftenden Basis in die teppichbelegte Chefetage übermittelte. Nicht nur im nachrichtendienstlichen Bereich verfügte sie über unnachahmliche Qualitäten; auch wenn mir der Sinn nach tiefgreifender Entspannung stand, musste ich lediglich kurz durchrufen und Irmgard stand gestiefelt und gespornt in genau diesem sachlich eingerichteten Büroraum, in dem ich mich nun befand und verschaffte mir nachhaltige Befriedigung.
Ich hatte Irmgard immer fair behandelt, so weit, wie mir das als verantwortlicher Entscheidungsträger möglich war. Ihren fortwährenden Bitten, ich möge mich von meiner Frau trennen und mich endgültig zu ihr zu bekennen, konnte ich aufgrund der Tatsache, dass Elisabeth Erbin eines stattlichen Vermögens ihres Vaters, des Keksmagnaten Hansen war, verständlicherweise nicht nachkommen. Das konnte sie wirklich nicht von mir verlangen, und als sie anfing, mich mit Spesenabrechnungen über gemeinsame Motivierungsaufenthalte in Gstaad unter Druck setzen zu wollen, zog ich die Notbremse und informierte die Konzernleitung über Irmgards fortwährende Diebstähle hochpreisigen Büromaterials, was ihre fristlose Kündigung zur unweigerlichen Folge hatte.
Heute war der vorletzte Tag im Mai und ich wusste, ihre Nachfolgerin würde übermorgen ihren Platz einnehmen und meinem Nachfolger sicher genauso treu ergeben sein, wie einst die großbusige Irmgard sich meinen Bedürfnissen gebeugt hatte. Aufgrund Irmgards überstürztem Auszug aus dem blau ausgelegten Vorzimmer musste ihre Nachfolgerin in zwei Tagen den hellblauen Schreibtisch leeren.

Ich zog nun sachte die linke, obere Schublade auf und deponierte dort unübersehbar zwei große Röhrchen mit Hydrogencyanid, landläufig auch Blausäure genannt.
Sind Sie schon einmal an Blausäurevergiftung zugrundegegangen? Nein? Na, dann lassen Sie sich gesagt sein, schön ist das nicht – im Gegenteil, man erstickt ziemlich scheußlich und im Handumdrehen; sogar der unterdurchschnittlich begabte und sturzbetrunkene Pathologenanfänger hatte den Grund meines Ablebens an den hellroten Totenflecken binnen Minuten erkannt. Die einst treue und loyale Irmgard wusste schließlich am besten, dass ich für gutes Marzipan sterben würde und hatte mir vor den Feiertagen breit lächelnd ein großes aber leider reichlich toxisches Osternest überreicht, das ein Vielfaches der letalen Dosis enthielt. Auf halbe Sachen hätte sich Irmgard auch niemals eingelassen.

Wegen meiner totalitären Führungsweise hatte die Kriminalpolizei Verdächtige zuhauf und um die Ermittlungen rund um meinen Exitus ein wenig zu beschleunigen, war ich nun heimlich hier im Vorzimmer meines alten Büros und placierte die beiden unzweifelhaft beschrifteten Ampullen möglichst offensichtlich, damit sie Irmgards Nachfolgerin auf alle Fälle beim Öffnen des oberen Schubs sofort in die Hände fallen mussten.

Zufrieden lächelnd schloss ich den Schub wieder. Ich wusste, dass ich nun niemals mehr in dieses blaue Büro kommen musste, weil meine Mörderin ihrer gerechten Strafe zugeführt werden würde. Beinahe lautlos und unentdeckt bestieg ich den Lift und fuhr tief hinab in mein neues, überhitztes Zuhause. Als die Kabine das Untergeschoss erreicht hatte und die Tür sich leise quietschend wieder öffnete, war ich schon verschwunden, lediglich der Schwefelgeruch, der meiner Kleidung seit mehreren Wochen anhaftete, hing noch eine geraume Zeit in der Luft.

April 2007  ... link








Donnerstag, 5. April 2007


Kalte Räume

Der erste Satz paßt schon, es gibt hier keine "Sieger". Welche Geschichte die meisten Stimmen bekommt, dürfte eh sehr stark von den individuellen Interpretationen und der Stimmungslage beim Leser abhängen. Aber natürlich freut es mich, dass meine Geschichte gut ankam. Danke dafür :-)

Derzeit beschleicht mich das Gefühl, dass es einfacher ist eine ganze Geschichte zu schreiben als den ersten Satz - ging das anderen auch so? Wie auch immer, ich habe ich mich für den folgenden Anfang entschieden:

"Das kräftige Blau des Fußbodens unterstützte die kalte Atmosphäre in dem Raum."

@Admins: wie, überweisen? Das habe ich doch schon! Die Absprache war doch erst Kohle, dann Stimmen! Wollt ihr mich jetzt zweimal abzocken? ;-)

April 2007  ... link