Zögernd öffnete er die Tür zu den Räumen, die er Stunden zuvor verzweifelt verlassen hatte. Er war irgendwo müde geworden und es war Zeit, wieder nach Hause zu kommen. Die zurück gelassene, vertraute Stimme war inzwischen dem eintönigen Rauschen gewichen und er hatte keine Hoffnung mehr, dass ihn die Geräusche bis zum nächsten Morgen oder jemals wieder losließen.
Er war noch nie zuvor gegangen, hatte sie noch nie so sehr allein gelassen. Er suchte zum ersten Mal den Ausweg durch die Tür und die Einsamkeit wurde in dem Moment für beide Wirklichkeit und sie war noch da, als er wieder nach Hause kam. Im Wohnzimmer lagen noch immer die Flaschen auf dem Boden, der Wein gerecht verteilt über Boden und Wände, die Gläser in Scherben unter den Flecken als Zeugen der Wut. Und auch die Bisswunden an seinen Armen hatten keine Zeit gefunden, um zu heilen. Nur ruhig war es geworden, zwei Katzen schliefen auf dem Sofa. Die Stille war nicht gut und trotzdem war sie schön, in seiner Sehnsucht. Er atmete tief und ging auf den einzigen Raum zu, in dem Licht brannte. Er wusste, dass sie dort auf ihn warten würde. Die Gardinen an den Fenstern der Küche waren geschlossen und es fehlte ein Stuhl am Esstisch. Umgeworfen fand er ihn ganz in der Nähe der Stelle, wo sie still auf ihn wartete. Sie war nackt und es hatte etwas Vorwurfsvolles, wie sie dort hing. Ganz unförmig war sie über die Stunden geworden, sie hing schlaff von der Decke. Als sie nicht auf ihren Namen hörte, machte er sie los und legte sie vorsichtig auf den kalten Boden. Sie war schon etwas abgekühlt, dabei aber wie immer wunderbar weich und duftend.
Alles war mit einem Mal anders und über der Einsamkeit und Verzweiflung lag plötzlich etwas Neues. Endlich war es still und friedlich und er merkte, wie er das erste Mal seit Jahren wieder frei atmete.