"Das lasse ich nicht zu!", schrie ich, Narr der ich war, denn der Schuss war längst abgegeben. Ich schrie noch, da hatte der Finger längst am Abdruck gezuckt, hatte der Finger längst die Muskelarbeit getätigt, hatten Sehnen sich angespannt, alles aufgrund des Willens einer Person. Oh June, warum tust du uns das an? Oh June!
Meine Augen waren weit aufgerissen, als hätten sie es meinem schreienden Mund gleichtun wollen. Ja und trotz dieser schmerzhaft aufgerissenen Augen sah ich in den Raum der Vergangenheit. Ich sah June im Sommerkleid, ich sah sie lachen, sah sie schaukeln, wiegen, lachen, nackt stöhnend, auf und unter mir. Ach June…
Ich schrie und ein Schweißtropfen löste sich von meiner Stirn, ich hörte den Ventilator mit seinen großen, altmodischen Flügeln an der Decke leise sirren in seinen Drehungen. Hatte ich mich nicht um dich gedreht? Oder du dich um mich?
Dieser Lärm! Ich muss denken… oder handeln? Oh, dieser verdammte Lärm! Mein Schrei, die Rotorblätter, dein Atmen, unser Herzschlag und der Schuss.
Ich habe Zeit mich zu wundern, dass deine Hand kaum zuckt, deine Hand nicht verzieht. Selbst der Lärm, dieser infernalische Lärm erreicht dich nicht. Wie sollte es mein Schrei?
June steht halb im Dunkeln, nur das Licht welches aus dem Raum in den Flur scheint beleuchtet sie. Genauso erreicht sie nur ein Hauch der Rotorblätter, ihr Haar weht nach hinten. Oder ist das die Wirkung des Schusses?
Ihr Gesichtsausdruck ist starr. Er erklärt nichts, er erklärt mir nichts.
Während ich versuche aufzuspringen, den Schuss versuchte aufzuhalten, hatte er sich längst gelöst, war die Kugel längst aus dem Lauf, diesem lange Lauf entwichen.
Und weil du dich um mich gedreht hattest und ich mich um dich, darum wusste ich-
Dein Gesicht musste nichts erklären, musste nicht sprechen, es hatte genug zu mir gesprochen. Ich hatte es längst lesen können. Ich kannte den Grund.
June, ein alberner Grund! Hattest du dich im Kreisen um mich verirrt, nicht mehr mich erkannt?
Erinnere dich, dein flatterndes Kleid, wenn wir uns drehten, wenn meine Hände auf deiner Taille und den Hüften lagen und du dich halten ließt. Dich nur von mir halten ließt. Du wusstest doch, dass ich nicht loslassen würde. Du lachtest immer sicher!
Und nun der Schuss.
Es war doch nur ein Lächeln, fast nicht mehr. Ein Händedruck, ein Kuss…
Der Stuhl unter mir fällt bei meinem Aufspringen zur Seite. Doch als die Kugel ihren Weg durch feine Haut, durch viel zu schmale Knochen und durch weiche, weiße Gehirnmasse findet, ist der Stuhl noch im Begriff des Fallens, ich im Begriff des Aufspringens und mein Schrei steckt noch halb in meiner Lunge.
Dieser Schuss. June, wieso nur dieser Schuss?
Als ich endlich von Tisch aufspringe, June entgegeneile, hat der Schuss längst sein Ziel erreicht. Oh dieser Lärm!
Die Frau im Raum schreit und der Körper bricht mit einem dumpfen Klang auf dem Boden zusammen. Dieser Klang. Lauter als der Schrei der Frau, lauter als der Schuss. Oh June, dieser Klang!
Die Frau schrie längst hysterisch, als ich den halb im Schatten liegenden Körper erreichte. Junes Körper. Mein Körper. Du gehörtest doch mir.
Du darfst mich nicht verlassen, du gehörst mir.
Oh June, wieso dieser Schuss?