Das alte, verblichene Holz war noch warm, als Uschi hinter dem Schuppen, an die Bretterwand gepresst ihr schönstes Stöhnen stöhnte.
Eigentlich war es mehr ein Quieken; ihre piepsige Stimme gab kaum mehr her, doch sie scherte sich nicht darum und stöhnte, was ihre Lungen hergaben. Sie schwitzte.
Was für ein Tag! Er hatte vorsichtig angefangen, mit heimlichem Herumstöbern auf dem sonnendurchtränktem Hof und in den Kellerräumen, ohne, dass sie irgendwem aufgefallen wäre. Sie hatte Nahrung stibitzt, durch Fenster den großen Herrn beobachtet, ebenso die Dame, wie sie sich mit einem Schwamm und kaltem Wasser die nackte Haut gewaschen hatte, war durch die Schatten gehuscht und den Tieren aus dem Weg gegangen, alles, ohne aufzufallen, ohne bemerkt zu werden. Sie war wirklich gut geworden, die Uschi, im Verstecken und Nahrung klauen, Nahrung horten, und hatte mehr als einmal ihren kleinen Berg an Brot und Nüssen und kleinen Brocken Käse bewundert und sich gefreut, wie man sich nur freuen kann, in diesem Zustand der totalen Zufriedenheit.
Und jetzt also lag sie da, ob der Hitze im Schatten hinter dem Schuppen an die warme Bretterwand gepresst und stöhnte ihr schönstes Stöhnen. Sie entsann sich der Dame und ihres nassen Schwamms, wie er kalt über Haut glitt, und ohne den Ansatz eines Funkens von Scham nahm sie diese Erinnerung, sowie eine Nuss und rieb Diese über ihren Körper.
Ich muss mir demnächst so ein Schwammding klauen, dachte sie noch, ohne jedoch den Moment dadurch weniger zu genießen. Sie stöhnte. Sie quiekte. Sie piepste. Es war ganz und gar wundervoll. Die Bilder in ihrem Kopf halfen ihr gar prächtig zur Stimulanz. Oh!
Ja!
Schwutz.
Vorbei. Schade.
Sie führte die Nuss zu ihrer Nase und roch daran, um dann müde und schwer und glücklich ein wenig daran zu knabbern, während sie langsam in einen tiefen Schlaf glitt, die Nuss immer noch in ihren Fingerchen haltend, das Gesicht mit Nusskörnchen verklebt, der Körper zusammengerollt, tief atmend.
Sie werden es später vielleicht kaum glauben, werter Leser, werte Leserin, aber Uschi schnarchte, tatsächlich. Leise und diskret zwar, doch unzweifelhaft. Es war schön, irgendwie.
Sie träumte.
Sie träumte von einem eigenen, großen, wunderschönen Körper, wie die Dame ihn hatte. Sie lief darin umher, aß soviel Brot und Käse und Nüsse, wie sie wollte, und sie wusch sich mit einem Schwamm und kaltem Wasser, rieb ihn überall herum, immer wieder, machte sich dreckig, ganz fürchterlich dreckig, suhlte sich im Matsch, nackt, nur, um sich erneut waschen zu können, stundenlang. Dann knabberte sie wieder Nüsse. Und während sie dies träumte, kamen Laute der Verzückung aus ihrem schmächtigen Körper gehuscht, der hinter dem Schuppen an die Bretterwand geschmiegt dalag, neben dem kleinen Haufen Nahrungsmittel, die sie gesammelt hatte, im Schatten.
Der Hund, der Große, hatte sie indes gewittert und ihre Situation, klug, wie er war gleich durchschaut.
Man soll aufhören, wenns am schönsten ist, dachte er sich und entschied sich, den Eigennutz mit einer guten Tat zu verbinden. Er machte sich ganz klein und leicht und schlich langsam und vorsichtig zu ihr hin, schnüffelnd, voller Vorfreude. Zentimeterweise näherte er sich ihr an, während ihm das Wasser im Maul zusammenlief.
Dann öffnete er sein Maul weit, er riss es auf und sprang vor und schnappte zu und bellte laut auf, als er sie mit einem einzigen Happen gierig verschlang.
Lecker.
Uschi, das kleine Mäuselein, war tot.