Samstag, 23. Februar 2008
Vertrauen

Ein Schlag mit der gestreckten Hand auf die schimmernde Wasseroberfläche war es in meinem Traum, als ich erwachte registrierte ich allerdings, dass tatsächlich Jon durch die halbgefrorene Pfütze vor meinem Platz getappt war. Er rieb sich die Hände, während er über den Matschhaufen starrte, nur um wieder zu sagen, „ich würde viel drum geben, wenn ich wüsste was die jetzt machen.“ Ich antwortete schon lange nicht mehr. Stattdessen rief ihm der Bär ein Gang, was sage ich, Schlammloch, weiter zu, „Mann, die ruhen sich aus, wichsen sich ein’ von ihrem Soldatenliebchen oder versuchen zu schlafen. Und letzteres würde ich dir auch raten. So schön werden wir es nie wieder haben. Nur vereinzelte Schüsse in der Ferne. Deserteure, Wetten, Ratten, was auch immer…
Jon hindessen starrte wie immer einfach weiter, murmelte vor sich hin. Ich rieb mir die Augen, wobei ich nur noch mehr Sand ins Gesicht bekam. Scheiß Schlammloch. Ich griff nach meiner Thermoskanne und schenkte die schwarze Plörre in den Blechbecher. Längst kalt. Ich trank ihn trotzdem, was sonst… Etwas Heimurlaub, das wär’s, klar.
Während zwei Stimmen irgendwo aus einem weiter entfernten Gang mit Bär lamentierten, ob die sich nun eher ‚einen blasen oder wichsen’ lassen würde, oder ob jemand bei dieser Scheißkälte überhaupt Bock hätte, und wenn’s nur die Säue da drüben wären, dachte ich an Heimurlaub und meinen Traum. Ein Schlag mit der gestreckten Hand. Claire. Klar. Wer sonst, wenn nicht sie. Sie in ihrer Seidenwäsche, die Hüften tief im Wasser versenkt und die flachen Hände über der glatten Wasserfläche ausgestreckt, darauf immer wieder wartend, dass sich die Wasserfläche beruhigte, um sie wieder in Schwingung zu bringen. Dabei beobachtete ich sie, lag auf dem nassen, aber sonnenwarmen Stein. Und wärmte mich nach dem Bad im kalten See wieder auf. Im Wasser spiegelten sich die Steingesichter der Berge.
Wir könnten wieder Schwimmen, könnten alles von uns waschen. Das Vertrauensspiel. Während der eigene Körper waagerecht im Wasser trieb, den Blick ins Blaue, sich von dem anderen lenken lassen, indem dieser langsam einen an den Füßen durch das Wasser zieht. ‚Vertrau mir’, Lachen.
„Ay Alter, eine Kippe für Brot?“ Kid hatte sich mit seinem flaumlosen Gesicht mir zugewendet, er hatte immer noch den Klappspaten in der Hand, mit dem er den Grabenabschnitt nach dem Regen ausgebessert hatte.
Ich nickte, zog unter meinem Helm die verknautschte Schachtel hervor. „Mann, du musst sie an deinem Körper tragen, so sind sie scheiß feucht!“ – „Willst du oder nicht?“
Längst hatte ich eine Zigarette heraus gezogen, er längst danach gegriffen. Als er sich die Kippe angezündet hatte warf er mir seinen Kanten zu. Ich aß ihn ohne darauf zu blicken. Besser so.
Jon ließ sich irgendwann neben mich fallen, wendete sein Gesicht mir zu, während er den Helm abnahm. „Ich weiß, die hecken was aus.“ Er nickte mir zu, fahrig.
„Vertrau mir.“ Ich nickte ihm ernst zu.