Ein Schlag mit der gestreckten Hand auf die schimmernde Wasseroberfläche reichte früher aus um die Forellen anzulocken. Die gepunkteten Körper schossen hervor um nach einem Insekt zu haschen, dabei stand Nonno längst mit dem Kescher bereit. Auf diese Weise wurde ich immer klatschnass und Nonna schimpfte immer, das wir auf der Veranda bleiben sollten und sie die Limonade draußen für uns hin stellen würde. Dann nahm sie den sich zerfasernden Weidenkorb mit den Fischen auf. Nonno legte immer Gras als Unterlage hinein. Das machte er seitdem ich so sehr weinen musste, weil ich es nicht ertrug, dass ihre schönen Körper, die doch nur das weiche Wasser kannten, nun auf dem harten Holz liegen sollten.
Zum Essen waren meine Tränen längst versiegt, die sauersüße Limonade hatte mir längst wieder ein Lachen bereitet. Ich rührte so gerne in dem gläsernen Krug, damit sich der Zucker auch vom Boden löste. Lang habe ich schon keine selbst gemachte Limonade mehr getrunken.
Damals dachten Kinder wirklich noch daran, dass sie Geld verdienen könnten, indem sie ihre Mütter um selbst gemachte Limonade baten, die sie dann vor dem Haus für ein paar Cent verkauften. Wie waren wir stolz, wenn nicht nur der Vater ein Glas uns abnahm. Wahrscheinlich zeigte sich schon damals, dass weder meine Schwester noch ich wirtschaftlich zu irgendetwas taugten. Heute versucht sie Männer dazu zu zwingen für sie zu sorgen, indem sie immer wieder schwanger wird. Meinen jetzigen Schwager kenne ich genauso wenig wie den letzen. Alle scheinen immer wieder zur Glatze zu neigen.
Und ich, ich lebe in einer Wohnung ohne Tapete und das einzige fließende Gewässer, welches ich regelmäßig sehe, ist mein tropfender Wasserhahn.
„Nonno, kann ich gut Forellen anlocken?“, fragte ich ihn gern, damit ich seine brüchig stolze Stimme hören konnte.
„Oh ja, du wirst ein großer Fischer werden. Du hast die Gabe. Mein Vater hatte sie, deiner hatte sie und du hast sie auch“, pflegte er zu sagen.
Heute trägt der Fluss kaum noch Wasser, im Sommer könnte man nie und nimmer Forellen fangen. Und auch mit der Gabe kann niemand etwas fangen wo nichts zu fangen ist.